Lüdenscheid. Den jüngsten Forderungen des Landes-Feuerwehrverbandes nach Entlastung der Blauröcke von Bagatell-Aufgaben kann sich Lüdenscheids Feuerwehrchef Martin Walter nur zum Teil anschließen. Das Aufbrechen von Wohnungstüren, sollte laut Walter im ländlichen Raum weiter Aufgabe der Feuerwehr bleiben.

Der traurige Grund: Zu häufig liegt ein einsam verstorbener Mensch hinter der Tür. In Lüdenscheid komme das heute im Schnitt einmal im Monat vor.

Solche Fälle, sagte Walter, seien nichts für den Schlüsseldienst. Die Ursachen für die schleichende Zunahme einsamer Tode sieht der Feuerwehrchef zunächst schlicht darin, dass es mehr ältere Menschen gibt. Zugleich sei mitunter das soziale Miteinander eingeschlafen, das früher gang und gäbe war. „Da hat man die Nachbarin vermisst, wenn sie sich mal nicht sehen ließ.“ Heute erfolge die Meldung immer öfter erst dann, wenn ein verdächtiger Geruch bis in den Hausflur dringt. Zudem zögen sich ältere Menschen vermehrt zurück, „vor allem, wenn sie in Armut leben“.

Es gebe keinen Grund zur Zurückhaltung, wenn der Verdacht aufkommt, dass der alten Dame von nebenan etwas zugestoßen ist, fordert Walter zu mehr Achtsamkeit auf. In vielen Fällen werde hinter der Tür ein hilfloser älterer Mensch etwa nach einem Sturz vorgefunden, der rechtzeitig versorgt werden kann. Sollte die Feuerwehr doch einmal nur die Tür zu einer leeren Wohnung aufbrechen, dann sei das kein Problem: „Wir sind versichert, das wird sofort repariert.“

Unnötige Rufe zu Krankentransporten

Zu den vom Landesverband geforderten Entlastungen der Feuerwehr zählt indes auch das Abstreuen von Ölspuren. Diese Aufgabe wird in Lüdenscheid tagsüber bereits vom Stadtreinigungs-, Transport- und Baubetrieb (STL) erledigt, die Feuerwehr ist erst abends und nachts gefragt. Wollte man auch das noch abstellen, „würden wir das begrüßen, es wäre letztlich aber nur das Herumschieben der Aufgabe innerhalb der Kommune“, sagte der Wehrleiter. Zur Stadtverwaltung zähle man ja ebenso wie der STL.

Unnötig gerufen werden Feuerwehren laut ihrem Landesverband zunehmend auch zu Krankentransporten fettleibiger Menschen. „Das ist ein wachsendes Problem“, bestätigt Walter. Bis auf ein Schwerlast-Tragetuch für Personen bis zu 225 Kilogramm und eine Trage aus Metall sei man darauf hier nicht eingerichtet. In Menden schafften die Johanniter bereits einen „Schwerlast-Rettungswagen“ an, der im Zweifel gerufen werden kann. „In Lüdenscheid gab es schon Fälle, in denen ein Löschwagen mit sechs Mann nötig war, um schwerstgewichtige Patienten aus der Wohnung zu bringen.“ Seit Jahren diskutiere die Feuerwehr darüber mit den Krankenkassen, auch angesichts des Verschleißes an normalen Bergetüchern. Der Märkische Kreis habe indes zugesagt, das Thema seinerseits bearbeiten zu wollen.

Feuerwehr rückt nicht mehr zur Katzenrettung aus

Schließlich sollen laut dem NRW-Verband auch harmlose Tierrettungen anderen überlassen bleiben. „Katzen kommen vom Baum, wenn man ihnen unten ein Schälchen Milch hinstellt“, lautet die Erfahrung der Lüdenscheider Wehr. Auch wenn das Tage dauern kann: Dafür rückt sie nicht mehr aus.

Zur Entfernung von Wespennestern gibt die Wache Rufnummern von Fachfirmen heraus. Martin Walter: „Ist ein Tier aber wirklich in Not, kommen wir natürlich auch weiterhin.“