Herscheid.
Ziel der traditionellen Wanderfahrt der SGV-Abteilung Herscheid, die zum zehnten Mal von Heinz Heidbüchel vorbereitet und geleitet wurde und mit 39 Teilnehmern hervorragenden Zuspruch fand, war Anfang August die Stadt Schneverdingen in der Lüneburger Heide, Ausgangspunkt für den Fremdenverkehr zum gleichnamigen Naturpark.
Bei einer Stadtführung erhielten die Herscheider Informationen zur geschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Große Bedeutung erlangte hier Mitte des 19. Jahrhunderts die Lederverarbeitung zur Herstellung von Schuhen. Es entstanden zahlreiche Schuhfabriken, von denen heute allerdings auf Grund des Strukturwandels in dieser Branche nur noch ein Betrieb besteht.
Herausragende Bauwerke sind die "Peter und Paul- Kirche" in der Ortsmitte, die "Eine-Welt-Kirche", die im Rahmen eines Expo-Projekts in Holzbauweise erbaut wurde, und der Stadtbrunnen des Bildhauers Belecke aus dem Jahr 1996.
Im Mittelpunkt standen Wanderungen in die Heide
Im Mittelpunkt des Programms standen bei gutem Wetter Wanderungen durch die Heide, die wegen der Frühjahrskälte und der langen Trockenheit im Juli leider noch nicht in voller Blüte stand. Wolfgang Kulig, der die Gruppe als Wanderführer begleitete, wusste Interessantes über Entstehung, Pflege sowie Pflanzen- und Tierwelt der Heidelandschaft und über Hermann Löns, den Dichter der Heide, zu berichten.
Die erste Tagestour war etwa 13 Kilometer lang und führte zum Landschaftsschutzgebiet "Höpen" mit den schönsten und größten Heideflächen in der Region. Ihr Höhepunkte waren der Heidegarten, der 1990 eingerichtet wurde, um die Vielfältigkeit der Heidesorten darzustellen, und ein längerer Zwischenstopp an einem Heidschnuckenstall, wo die Herscheider den morgendlichen Austrieb der Schafe beobachten konnten.
Diese unterscheiden sich durch ihre Genügsamkeit von anderen Schafen, ziehen, abgesehen von einigen Wochen in der Lammzeit, täglich mit dem Schäfer durch die Heide und halten sie von Gras und anderen Sträuchern, die sie verbeißen, frei. Den Abschluss des Tages bildete nach der Rückkehr zum Hotel eine Fahrt zur Lünzener "Käseschmiede", einer Schau- und Versuchsmolkerei, in der spezielle Milchprodukte hergestellt und verkauft werden.
Ausflug in das 7500 Jahre alte Hochmoor
Die zweite Wanderung, die knapp 20 Kilometer lang war, führte zum über 7 500 Jahre alten Pietzmoor. Hier informierte Wolfgang Kulik über die Geschichte dieses Hochmoors, das man Mitte des 19. Jahrhunderts systematisch trocken gelegt hatte, um Torf stechen und nutzen zu können. Zwangsläufig veränderte sich dadurch die Vegetation. Als den Bewohnern die Bedeutung der ehemaligen Naturlandschaft bewusst wurde, begannen Naturschützer mit der Wiedervernässung des Moors, mit dem Ziel, ein intaktes Hochmoor wieder herzustellen.
Eindrucksvoll war der Besuch der alten Kreisstadt Lüneburg, der am letzten Tag auf dem Programm stand. Lüneburg ist eine reizvolle Stadt mit reicher Vergangenheit. Verkehrsgünstig an der Ilmenau gelegen, bald mit kaiserlichen und kirchlichen Privilegien ausgestattet, entwickelte sich der Ort rasch zur Handelsstadt.
Um 1250 gab es schon den planmäßig angelegten Neuen Markt und Teile des Rathauses. Im 14. Jahrhundert wurde man Hansestadt.
Lüneburger Saline wird großer Industriebetrieb
Die Lüneburger Saline wuchs sich zum größten "Industriebetrieb" des Mittelalters aus. In der Hochblüte wurden dort bis zu 20 000 Tonnen Salz jährlich produziert. Heute fördert man in Lüneburg kein Salz mehr, aber die Solequellen sprudeln weiter. Täglich werden riesige Mengen Starksole in die Vorratsbehälter des Kurzentrums gepumpt und für Solbäder eingesetzt.
Im Verlauf der goldenen Jahrhunderte entstanden stattliche Bürgerhäuser mit gotischen Backstein-Treppengiebeln, prächtigen Renaissancefassaden oder eleganter Barockarchitektur.
Häuser aus den unterschiedlichsten Epochen reihen sich "Am Sande", dem unzerstört gebliebenen großen Handelsplatz des Mittelalters, aneinander, überragt vom 108 Meter hohen Turm der St. Johannis-Kirche.
Allerdings hat die Stadt unter ihrer wirtschaftlichen Vergangenheit auch zu leiden, weil es seit jeher infolge des Salzabbaus zu Erdeinbrüchen und zum Einsturz von Gebäuden kam, vor allem im historischen Viertel, wo diese über dem Salzstock stehen, der durch die Saline abgebaut wurde. Man muss abwarten, ob neuzeitliche Technik den hohlen Untergrund wieder beständig machen kann.
Seit 1989 ist Lüneburg Universitätsstadt
Lüneburg ist heute eine Stadt mit pulsierendem Leben, seit 1989 auch Universitätsstadt, und wird den Herscheidern in Erinnerung bleiben, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Fremdenführer. Eine Kutschfahrt durch die Oberhaverbecker Heide nach Wilsede rundete am letzten Tag das Programm ab.
Der "harte Kern" erwanderte dieses Ziel, nach einem Abstecher über den Wilseder Berg, die mit 169 Metern höchste Erhebung der Heide, die - glaubt man den Prospekten - bei klarer Fernsicht einen Blick bis nach Hamburg erlaubt.
Dass auch diese Wanderfahrt wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde, war nicht zuletzt auch das Verdienst des "Landhotels Schnuck", das mit seiner gepflegten Gastlichkeit und seiner freundlichen Bedienung dafür sorgte, dass sich die Herscheider wohl fühlten.
Wie immer kam die Geselligkeit nicht zu kurz. In einer fröhlich gestimmten Runde zog am Abschiedsabend der Vorsitzende Ernst-August Benfer eine überaus positive Bilanz dieser Wandertage und dankte im Namen aller Teilnehmer Heinz Heidbüchel für die sorgfältige Vorbereitung und Durchführung dieser Unternehmung und für seinen unermüdlichen Einsatz für die Gruppe.
Heidelieder runden die Fahrt ab
Mit Heideliedern und Volksweisen, die Günter Ross auf seiner Gitarre begleitete, klang der Abend erst kurz vor Mitternacht aus. Keine Frage, dass es auch im nächsten Jahr wieder auf Fahrt geht! (eb)