Halver.

In vier Monaten, also Mitte Dezember, wird die Kreisstraße 3 bei Heiko Tacke wieder zur Hauptverkehrsader. Unzählige Autofahrer winden sich in ihren Fahrzeugen dann über die Verbindung zwischen Schwenke und Anschlag, um schließlich an der Eickerhöh einen Tannenbaum fürs Weihnachtsfest kaufen zu können. Dann zahlt sich die Arbeit eines ganzen Jahres aus. Denn ein zukünftiger Weihnachtsbaum benötigt Pflege, und zwar das ganze Jahr.

„Es gibt Leute, die sich fragen was wir machen, wenn kein Weihnachten ist“, sagt Heiko Tacke. Der 43-jährige Halveraner kann darüber aber nur müde lächeln, schließlich ist er das ganze Jahr über mit seinen Baum-Kulturen auf rund 40 Hektar rund um Halver beschäftigt.

7000 Bäume müssen pro Hektar gepflegt werden, jedes Jahr werden vier Hektar neu bepflanzt. Zehn verschiedene Tannen- und Fichtenarten wachsen auf den Feldern der Familie Tacke, jede für sich mit eigenen Vorlieben. „Aber an sich sind Tannenbäume sehr robust“, weiß Heiko Tacke. Nach dem „turbulenten Dezember“, in dem laut Heiko Tacke „mehrere 1000 Bäume verkauft werden“, wird es im Januar und Februar zunächst wieder ruhiger. In den ersten beiden Monaten des Jahres beginnt die „Lammzeit“. Zwischen 80 und 100 Shropshire Schafe besitzt die Familie. Die englische Hausschafrasse eignet sich gut für das Beweiden von Baumkulturen, da sie lediglich Gras und Unkraut frisst, die weichen Nadeln der Bäume aber links liegen lässt, so Tacke.

Langer Winter bereitete Kopfzerbrechen

Im Mai geht es dann dem Unkraut an den Kragen: „Wir versuchen immer so ökologisch wie möglich zu arbeiten, aber alles fressen die Schafe auch nicht, daher wird im Mai das Unkraut gespritzt“, erläutert Tacke seine Tricks. Denn das stehe zum einen in direkter Nährstoffkonkurrenz zu den Bäumen, zum anderen können durch Unkraut Pilze und daraus resultierend Krankheiten an den Kulturen hervorgerufen werden.

Doch nicht nur Unkraut kann den Bäumen zu schaffen machen. Auch der lange Winter des vergangenen Jahres bereitete dem 43-Jährigen Kopfzerbrechen. „Ende Mai war es nachts unter Null Grad. Da aber zu dieser Zeit schon die jungen Triebe gewachsen waren, mussten wir mit künstlich gelegten Feuern unterhalb der Hänge eine Wärmeglocke erzeugen, damit die Bäume nicht kaputt frierten.“

So wie im Jahr 2012, als Heiko Tacke eine komplette Kultur wegen des Frosts einging. Die „absolute Megapleite“ erlebte Tacke aber zwischen 2009 und 2012. Wühlmäuse fraßen über drei Jahre die Wurzeln der jungen Bäume kaputt. 20.000 Pflanzen gingen damals ein. „Das war der MegaGau, gegen den man nichts in der Hand hat“, erinnert sich Tacke schmerzhaft an die Ereignisse. Irgendwann seien die Mäuse dann wohl weitergezogen.

Ende des Monats kommen die ersten Großkunden

Bei der Triebregulierung von Juni bis Juli werden die Tannen und Fichten in Form gebracht. „Nordmanntannen neigen dazu, zu breit zu werden und eine Kegelfigur anzunehmen“, so Tacke, der auf ein optimales Breiten-Höhen-Verhältnis bei den Bäumen achtet. „Denn wer glaubt, eine Tanne wachse und gedeihe immer gleich, gerade mit der Spitze in den Himmel, der irrt“, erklärt Verena Tacke. Die Schwester von Heiko Tacke unterstützt in diesem Sommer ihre Familie bei den Arbeiten auf den Feldern. Im Juli hat sie damit begonnen, die fehlerhaften Bäume zu binden und zu richten. „Das sind ziemlich viele“, weiß Verena Tacke, die, ausgerüstet mit Stäben und Fäden, die Bäume wieder in Form bringt. Denn neben der richtigen Figur ist gerade die Spitze des Baumes wichtig für die Gesamterscheinung.

Momentan ist Heiko Tacke dabei, die Bäume für den Verkauf zu etikettieren, denn bereits Ende des Monats kommen die ersten Großkunden, um bei den sieben- und achtjährigen Tannen und Fichten eine Vorauswahl zu treffen. „Die schönsten Ecken behalten wir aber für die Einzelkäufer auf dem Hof“, sagt Tacke. Den perfekten Baum gibt es übrigens nicht, sagt Heiko Tacke. „Mein Vater und ich sind uns nie einig. Das ist zum Glück immer Geschmackssache. Auch bei all unseren Kunden.“