Neuenrade.

Aerodynamik, Meteorologie, Luftrecht, Navigation – die Bereiche, in denen sich Piloten auskennen müssen, sind so facettenreich wie das Fliegen selbst. Selbst für den unmotorisierten, auf das Wesentliche fokussierten Segelflug ist eine fundierte Ausbildung unabdingbar und garantiert sicheres Fliegen und Freude an dem Sport.

Doch wie weckt man das Interesse für den Luftsport? Beim Sport Finder Day stellte der LSV Sauerland zwei Tage vor den Sommerferien an der Werdohler Albert Einstein-Gesamtschule ein Segelflugzeug aus und brachte den Schülern damit die Faszination des Segelfliegens näher. Gleichzeitig warb der Verein für eine Schnupperwoche, die am Samstagmittag auf dem Flugplatz in Küntrop begann.

Fluglehrer Ludwig Fellenberg begrüßte Florian Peschen aus Dahle und Marvin Nübold aus Werdohl auf dem Gelände in Küntrop. Eine ebenso spannende wie abwechslungsreiche Woche steht den beiden 14-jährigen Schülern bevor. Mit einem Segelflugzeug war zuvor keiner der beiden geflogen. Florian hat aber schon konkrete Vorstellung, was seine berufliche Zukunft angeht und sagte: „Ich möchte später mal Berufspilot werden“. Da kommt die Schnupperwoche des LSV gelegen. Marvin bekam einen Gutschein für die Woche geschenkt und blieb vor dem ersten Start ebenso cool wie Florian. Trotzdem bekamen sie ein paar „Spucktüten“ mit ins Cockpit – mit dem Aufdruck „Air Via – Bulgarian Airways“. „Jeder im Verein bringt von Linienflügen welche mit“, lautete die Erklärung, warum der LSV internationale „Kotztüten“ mit an Bord nimmt.

Fallschirme kommen äußerst selten zum Einsatz

Die Startbahn hat die Nummer 25, nicht weil der kleine Küntroper Flugplatz so viele Bahnen hätte, sondern weil die 600 Meter lange Grasbahn die Richtung Südwesten-Nordosten aufweist. Die Himmelsrichtungen sind in 360 Grad aufgeteilt. Die Bahn deutet entweder nach 250 Grad (SW) oder 70 Grad (NO), je nachdem, woher der Wind weht, denn gestartet wird gegen den Wind. „Würde der Wind aus Osten kommen, hieße die Bahn 07 für 70 Grad“, klärte Segelfluggruppenleiter Peter Braukhaus die Teilnehmer auf.

Nachdem der Fluglehrer das doppelsitzige Sportgerät, das auf den Namen ASK 21 hört, bis ins Detail erklärt hat, wird es ernst. Florian muss einen Fallschirm anlegen. „Schön stramm ziehen“, lautet die Aufforderung, die Beingurte nicht zu locker anzuziehen. Zum Einsatz kämen die Schirme äußerst selten, beruhigt Fellenberg, erklärt den beiden Kursteilnehmern trotzdem, was im Falle des Falles zu tun ist. Cockpithaube entriegeln, Haube in den Wind drücken, damit sie abfliegt, Abschnallen und Aussteigen. Der Schirm öffnet dann automatisch.

Die beiden Jungs bleiben cool, lassen sich von dem möglichen aber unwahrscheinlichen Szenario eines vorzeitigen Flugabbruchs nicht einschüchtern. Ein paar Minuten später geht Florian als Erster in die Luft. Weil der Wind gedreht hat, benötigt die Zugmaschine die ganze Startbahn, bekommt Florian und seinen Fluglehrer aber sicher in die Luft. Die Schnupperwoche hat endlich begonnen.