Werdohl.
Nur ein trostloser Trümmerhaufen ist von der einstigen Jugendhütte in Pungelscheid übrig geblieben. Unbekannte haben den Unterstand in der vergangenen Woche mutwillig zerstört. Jugendamtsleitern Sybille Dworschak und Streetworker Tobias Chylka sind fassungslos und sauer. Inmitten von zerbrochenen Bierflaschen und achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen machten sie sich gestern selbst ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung. „Das ist frustrierend, traurig und bitter“, ist Dworschak empört und fügt hinzu, dass die Stadtverwaltung bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet habe.
„Hier ist öffentliches Eigentum mutwillig zerstört worden. Das ist eine Straftat. Diejenigen, die das kaputt gemacht haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Das, was sie der Gesellschaft geraubt haben, müssen sie in irgendeiner Form zurückgeben“, fordert die Jugendamtsleiterin Konsequenzen.
Zum Hintergrund: Mit 14.500 Euro aus Fördertöpfen der Landesarbeitsgemeinschaft „streetwork – mobile Jugendarbeit“ war der Unterstand finanziert worden. 22 Jugendliche hatten den im Dezember 2008 feierlich eröffneten Treffpunkt in 470 Arbeitsstunden mit einem Schreiner und vielen anderen Helfern aus dem Stadtbezirk erbaut.
„Skulptur der Verwüstung“
Was mit den Resten der Hütte künftig geschehen solle, steht indes noch nicht fest. „Das werden wir in der kommenden Woche entscheiden, wenn Stadtjugendpfleger Michael Tauscher aus dem Urlaub zurück ist“, sagt Dworschak. Die kaputten Holzteile und das Dach sollen erstmal liegen bleiben. „Das ist ein Mahnmal. Die Kinder und Jugendlichen sollen die Zerstörung in der ganzen Traurigkeit sehen,“ sagt die Jugendamtsleiterin die den Trümmerhaufen als „Skulptur der Verwüstung“ bezeichnet.
Streetworker Tobias Chylka, der den Treffpunkt am Pungelscheider Berg nach eigenen Angaben regelmäßig betreut, ist sich sicher: „Wir werden herausfinden, wer das war. Das ist eine Frechheit und es ist sehr, sehr traurig, das die Hütte zerstört wurde.“ Sowohl Tobias Chylka als auch Sybille Dworschak sind erschüttert mit welch „grober Gewalt und destruktiver Energie“ der Unterstand demoliert wurde. Dennoch sind sie sich sicher, dass das einstige Vorzeige-Projekt nicht gescheitert ist.
„Das Projekt hat ein Ende gefunden. Die Jugendlichen, die wir vor Jahren in diesem Rahmen positiv begleitet haben, sind mittlerweile erwachsen. Es wachsen neue Jugendliche nach, die ihre eigenen Wünsche formulieren“, betont Sybille Dworschak. Damals sei es gelungen, Anwohner und Jugendliche in Pungelscheid in ein Boot zu holen.
Jugendarbeit geht weiter
Die jüngste Zerstörung sei kein Signal um zu resignieren. Die Jugendarbeit gehe weiter. Das habe sich auch in der Vergangenheit gezeigt. So sei beispielsweise das Vorgängermodell der jetzt zerstörten Hütte abgebrannt.
Auch Anwohner Peter Lux ist wütend und enttäuscht. Er zählt zu den Ideengebern für den Standort eines öffentlichen Treffs oberhalb des Baugebietes Düsternsiepen. Lux erinnert sich: „Bevor der Unterstand errichtet wurde, gab es regelmäßig Ärger.“ Lux berichtet von nächtlichen Ruhestörungen durch Jugendliche, Vandalismus und Müll in den Vorgärten der Anwohner. „Nicht einmal fünf Jahre hat der mit großer Euphorie eingeweihte Jugend-Unterstand dem Tatendrang der unverbesserlichen Vandalen standgehalten“, ereifert sich Lux.
Alle Versprechen der Verantwortlichen bei Stadt (Ordnungsamt), Jugendamt (Streetworker) und Polizei (Streifendienst) während der Einweihung am 18. Dezember 2008 seien nur blauer Dunst gewesen. Damals hatten die Verantwortlichen und der damalige Bürgermeister Bora versprochen, ein sicheres Auge auf den Treffpunkt zu haben.
Viel Geld in den Sand gesetzt
Zwischen 15.000 und 20.000 Euro seien in den Sand gesetzt worden, klagt Lux, der damals mit den Jugendlichen gemeinsam den Platz und den Weg zur Hütte gepflastert und die Sitzbänke eingebaut hatte. Da frage sich der Bürger letztendlich, ob die an sich gut gedachte Idee so habe enden müssen. Schließlich habe es sich bei den eingesetzten Mitteln auch um Steuergelder gehandelt, so Lux abschließend. Er hatte schon im vergangenen Oktober die Missstände an der Jugendhütte angeprangert, die damals eher einer Bruchbude glich.
„Man kann so eine Hütte nicht 24 Stunden bewachen. Das war nicht Sinn der Sache. Dann kommen die Jugendlichen nicht und das Problem wird nur verlagert“, ist sich Streetworker Tobias Chylka sicher, dass mehr Kontrollen die jetzige mutwillige Zerstörung wohl nicht verhindert hätten.