Schalksmühle.

Dass Schalksmühle einst eine Hochburg in der Produktion von Ansichtskarten war, ahnte Jürgen Fröhlich nicht im Entferntesten, bis er Anfang der 90er-Jahre auf dem Lüdenscheider Stadtfestflohmarkt erstmals eine Ansichtskarte der Volmegemeinde aus dem Jahr 1911 entdeckte. Von diesem Moment an war die Sammelleidenschaft des gebürtigen Schalksmühlers geweckt, die ihn bis heute nicht loslässt.

Nun stellt Jürgen Fröhlich im Rahmen einer Ausstellung im Schalksmühler Rathaus, die am Donnerstag eröffnet wurde, 210 originale Ansichtskarten, 10 weitere Karten mit interessanten Textinhalten sowie diverse Fotos der Öffentlichkeit vor. Rund 700 Ansichtskarten hat Fröhlich – inklusive Volmetal- und Westfalenkarten – inzwischen zusammengetragen, und das, obwohl er zunächst vermutete, dass sein Sammelgebiet spätestens bei 100 Motiven ausgeschöpft sei.

Fremdenverkehr im großen Stil

Grund für die Fülle an Motiven ist der Umstand, dass Schalksmühle im frühen 20. Jahrhundert mit der „Graphischen Kunstanstalt Kettling & Krüger“ den wohl produktivsten Ansichtskartenverlag Deutschlands beherbergte. Berichte in der WDR-Lokalzeit sowie in der Lokalpresse über die Postkartensammlung von Jürgen Fröhlich hatten den Ausschlag für die Ausstellung im Rathaus gegeben, wo der Sammler eine Auswahl seiner Schätze erstmals öffentlich präsentiert.

„In Schalksmühle gab es zur Zeit des Postkartenverlages ‚Kettling & Krüger’ eine echte Touristikszene und Fremdenverkehr in großem Stil“, erklärte Heide Bachmann, die am Eröffnungsabend die Laudatio hielt. „Ich war ja schon immer der Ansicht, dass wir da wohnen, wo andere Urlaub machen“, stellte die stellvertretende Bürgermeisterin fest.

Frühe Karten waren nicht immer realitätsnah

Jürgen Fröhlich gab im Anschluss einige Infos über die Geschichte der Ansichtskarte. „Ab 1896 begann die Blüte dieses Mediums, und im Jahr 1899 wurden in Deutschland bereits 88 Millionen Ansichtskarten verschickt“, erklärte der Sammler. Selbst bei Sonntagsausflügen wurden die Deutschen nicht müde, ihre Lieben über den Ort der Erholung in Kenntnis zu setzen.

Was viele nicht wissen, aber durch die Exponate der Ausstellung ausreichend dokumentiert wird: Bis 1905 durften Ansichtskarten ausschließlich auf der Bildseite beschriftet werden. Die Rückseite war der Adresse vorbehalten. Für viele Besucher der Ausstellung war bereits im Rahmen der Eröffnung viel zu entdecken, denn unter den Postkarten sind auch jüngere Exemplare, zum Beispiel aus den 60er Jahren, zu finden. Hier war dann der Wiedererkennungseffekt größer als bei den Karten, die um die Jahrhundertwende entstanden, zumal gerade bei den als Lithografie erstellten Motiven nicht immer darauf Wert gelegt wurde, tatsächlich die Realität abzubilden.

Bei Schnäppchen schlägt er gerne zu

Obwohl Jürgen Fröhlich nun bereits eine respektable Sammlung an Ansichtskarten besitzt, ist die Sammelleidenschaft bei ihm noch längst nicht erloschen. „Natürlich wird es langsam schwer, noch wirklich neue Motive zu finden, und ich bin darüber hinaus auch nicht bereit, auf der Börse astronomische Preise für Karten zu bezahlen“, erklärt Fröhlich. Aber wenn sich hier und da noch ein Schnäppchen findet, dass Fröhlich noch nicht in seiner Sammlung hat, schlägt er gerne wieder zu.

Für die musikalische Begleitung des Abends zeichnete die Musikerin Sabine Trienke verantwortlich, die die Stücke „Benrather Gavotte“ von Wilhelm Bernau, „Vor meinem Vaterhaus“ von Robert Stolz sowie den Jazz-Standard „Take Five“ zum Besten gab. Die Sammlung kann noch bis einschließlich Mittwoch, 12. Juni, zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.