Neuenrade.

„Gaststätte Unterm Glocken (1970 – 2013) eine kleine Bildergeschichte“. So lautete der Titel des umfangreich bebilderten Buches, das Walter Cordes der Wirtin Zdena van den Daele zum Ende der Ära der Gaststätte „Unterm Glocken“ überreichte. Eine interessante Lektüre für viele der Gäste, denn Cordes hatte intensiv recherchiert, die Namen der meisten abgebildeten Menschen dazugeschrieben. Lebendige Geschichte, die Zdena van den Daele das Ende der Ära der Gaststätte und ihres gastronomischen Berufslebens ein wenig versüßte.

Einen Abschied mit Freunden hatte sich die beliebte Wirtin für ihren letzten Berufstag gewünscht. Und viele waren gekommen, ließen die Jahrzehnte, in denen ihnen die Tür der Gaststätte immer offen gestanden hatte, in geselliger Runde Revue passieren.

Hans-Werner Turk sitzt am Tresen, bekommt aus den Händen der Chefin sein frisches Export angereicht. „Da habe ich noch in Dahle gewohnt“, lässt Turk die Gedanken Jahrzehnte zurückschweifen, „da traf sich samstagabends immer der Fortuna-Düsseldorf-Stammtisch dort in der Ecke. Denn Berthold Geier, der damalige Wirt, war Fortuna-Fan“, erzählt er weiter und prostet seinem Theken-Nachbarn Walter Cordes zu. „Hier sind die Schachfreunde am 10. Januar 1971 gegründet worden“, weiß der Liebhaber des Strategiespiels noch. 15 Jahre lang bot die Gaststätte den Schachfreunden ein Dach über dem Kopf. „Hier stand immer ein Schachbrett auf der Theke“, ergänzt Turk, der wie Cordes noch genau weiß, dass Berthold Geier nicht nur Fußball-, sondern auch ein Schach-Fan war.

Nachfolger zu finden, ist so gut wie unmöglich

Die letzten 20 Jahre des Traditionsbetriebs prägten dann Zdena van den Daele und ihr Mann Wolfgang, der 2012 verstarb. Vereine, private Gäste, Unternehmer, sie alle fühlten sich dort wohl. „Schade, wieder eine Kneipe weniger“, bedauert Turk und spricht damit vielen Gästen aus der Seele. Aber der Trend der Zeit lässt sich wohl nicht mehr aufhalten, Nachfolger zu finden, ist so gut wie unmöglich. Grund genug für alle Gäste, den letzten Abend in vollen Zügen zu genießen.

„Zdena“ und ihr fleißigen Theken-Team waren damit ausgelastet, ihre „Familie“ mit Getränken zu versorgen. Da kam die Idee von Josef Brockhagen sehr gelegen, der vorschlug, die Pfadfinder und Messdiener mit der Beköstigung zu beauftragen. Die nahmen das Angebot gerne an, ließ sich doch so Geld für die bevorstehende 72-Stunden-Aktion sammeln.

Deftiges vom Grill, selbstgemachte Salate und ein freundliches Lächeln hatte die Gruppe mit den grünen 72-Stunden-Shirts im Angebot. Eine runde Sache, der letzte Abend in der Gaststätte Unterm Glocken, ehe Zdena van den Daele endgültig den Schlüssel umdreht und Feierabend sagt.