Werdohl. . Wirt Jürgen Krutzsch: „Wir sind seit 40 Jahren pleite.“ Verkehrswert laut Gutachten 65.000 Euro.
Das Haus Freiheitstraße 56 mit der Musikkneipe Alt Werdohl steht zur Zwangsversteigerung. Wirt Jürgen Krutzsch hat an den Termin am 26. April im Amtsgericht Altena die Entscheidung angehängt, wie es mit ihm und dem Alt Werdohl weitergeht.
Krutzsch macht keinen Hehl daraus: „Wir sind seit 40 Jahren pleite.“ Krutzsch hat das Gebäude gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder geerbt, als der Vater im Jahre 1979 starb. Seitdem sei er „einfach nicht aus der Kneipe rausgekommen“, sagt er.
Damals habe er zwar studiert, doch immer im Alt Werdohl mitgeholfen. Und als der Vater starb, übernahm sein Sohn Jürgen schließlich die Gaststätte.
"Nie Geld für Renovierungen"
Der Betrieb habe nie soviel Geld abgeworfen, dass die mit Schulden belastete Immobilie hätte ausgelöst werden können. Krutzsch wohnt selbst in dem Haus, er lebe sozusagen „von der Hand in den Mund“. Nach vielen Gläubigerwechseln wolle die Bank jetzt endgültig Geld und hat die Zwangsversteigerung beantragt.
In der Objektbeschreibung steht es so: „Laut Wertgutachten handelt es sich um ein zweigeschossiges vollunterkellertes Wohn- und Geschäftshaus. Im Erdgeschoss befindet sich eine Gastwirtschaft mit Nebenräumen und im Ober- und Dachgeschoss jeweils zwei Wohnungen. Ursprungsbaujahr unbekannt, liegt aber wahrscheinlich vor 1870.“ Der bauliche Gesamtzustand ist laut Gutachten „unbefriedigend“.
Das kann Jürgen „Pöngse“ Krutzsch nur bestätigen: „Wir hatten nie Geld für Renovierungen.“ Dringend müsse das Dach neu gedeckt werden. Krutzsch spricht von „mindestens 53.000 Euro Investitionskosten“. Das Gutachten hat den Verkehrswert des Hauses jedenfalls auf insgesamt 65.000 Euro festgelegt.
Ruhestand noch keine Option
Krutzsch wird im Juli 62 Jahre alt und ist nach eigener Aussage gespannt, was die Zwangsversteigerung bringen wird: „So ganz traurig wäre ich nicht, wenn es verkauft würde. Dann würde ich endlich den Absprung schaffen.“
Veranstaltungen könne er auch woanders anbieten – und so er hätte außerdem Zeit, sich um seine eigenen Projekte zu kümmern. Zur Ruhe setzen wolle er sich jedenfalls nicht.
Der Zwangsversteigerungstermin ist am 26. April um 10 Uhr im Altenaer Amtsgericht. Bieter müssen damit rechnen, dass eine Sicherheitsleistung von zehn Prozent des Verkehrswertes verlangt wird.