Lüdenscheid.

Vor 80 Jahren ergriffen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Im Frühjahr des Jahres 1933 kam es zur „Aktion wider den undeutschen Geist“, die in zum Teil spektakulären öffentlichen Bücherverbrennungen in vielen deutschen Städten gipfelte. Auch in Lüdenscheid verbrannte die Feuerwehr rund 4000 Bücher jüdischer, marxistischer oder pazifistischer Autoren.

Um an diese Aktionen zu erinnern, laden der Verein Gedenkzellen Lüdenscheid, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und das katholische Bildungswerk für Mittwoch, 8. Mai – dem Tag des Endes des Zweiten Weltkrieges – unter dem Titel „Verbrannte Bücher“ in das Bürgerforum des Rathauses ein. Ab 19.30 Uhr werden Dr. Marlies Obier und Werner Stettner an zwei Autoren erinnern, deren Bücher im Mai 1933 verbrannt wurden: Joseph Roth und Stefan Zweig.

Ausgangspunkt für den Dialog von Obier und Stettner ist ein Foto, das 1936 in Ostende aufgenommen wurde. Darauf sitzen Stefan Zweig und Joseph Roth im Exil noch einmal zusammen und hängen „unzeitgemäßen“ Ideen nach. Roth hält dem Nationalsozialismus den Mythos von Habsburg entgegen und Zweig die Ideen von Europa und seiner Tradition des Humanismus. „Weltbürger und Österreicher zugleich“ nannte sich Roth, „Europäer und Österreicher in einem“ wählte Zweig. Beide bekennen sich zu „der Welt von gestern“ mit ihrer geistigen Konzilianz und Offenheit.

Dr. Marlies Obier ist Literaturwissenschaftlerin und Autorin von Büchern mit literarischen Porträts, zum Beispiel „Sie brachten ihren Zauber mit“ und „Luftschiffer und Lichtpoeten. Das Leben der Romantiker“. Werner Stettner ist Pädagoge und Rezitator.