Schalksmühle.

Springerstiefel und Glatze: Bis vor wenigen Jahren konnten Rechtsextreme oft an ihrem Aussehen erkannt werden. Das ist heute anders. Sie tauchen in der breiten Masse unter. Wie Nazis und ihre Ideologie dennoch entlarvt werden können, und wie sich jeder gegen Rassismus engagieren kann, lernten gestern die Zehntklässler des Realschulzweiges der Verbundschule.

Unter dem Motto „Egal? Geht nicht!“ fand ein Projekttag zum couragierten Handeln gegen menschenverachtende Einstellungen und Neonazis statt. Vier Mitarbeiter des Netzwerkes für Demokratie und Courage (NDC) waren am Löh, um die Schüler zu informieren. Besonders daran war, dass es sich dabei um keinen Unterricht handelte, sondern die jungen Erwachsenen den Projekttag frei gestalteten. Der erste Reflex gegen auftretenden Extremismus sei oft Ignoranz, Wegschauen und Wegducken, sagte Felix, der seinen Nachnamen wegen seiner Arbeit lieber nicht in der Zeitung lesen will. Der 20-Jährige kommt aus dem Ruhrgebiet und war einer der vier Teamer. Der Student erklärte den Schülern, dass das Spektrum rechtsextremer Erscheinungsformen immer unüberschaubarer werde.

Schüler sensibilisieren

In Dortmund gewinnen beispielsweise Autonome Nationalisten (AN) immer mehr an Bedeutung. Rein optisch kommen sie mit schwarzen Kapuzenjacken und mit Buttons verzierten Baseballcaps daher und sind für Außenstehende kaum von anderen Jugendlichen zu unterscheiden. Auf welche kleinen Details die Schüler achten können, verrieten die Teamer. Außerdem berichteten sie von nationalistischen Biedermännern, die im Anzug und Designer-Pelz daher kämen und oft im Hintergrund die Fäden zögen und ihre Ideologie nach und nach salonfähig machen wollten.

Die Schüler sollten für die Auswirkungen menschenverachtender Einstellungen auf Betroffene sensibilisiert werden. Konkret übten die Teamer mit den Jugendlichen in Rollenspielen, was das richtige Verhalten bei Angriffen auf Ausländer ist. Darüber hinaus besprachen sie andere Möglichkeiten zur Einbringung gegen Nazis. Dabei ging es auch um verschiedene menschenverachtende Einstellungen wie zum Beispiel Rassismus, Sexismus und Homophobie.

„Neonazis vertreten die in der gesamten Gesellschaft vorhandenen diskriminierenden Einstellungen in zugespitzter Form“, meinte Felix.

„Hinhören, hingucken und handeln“

Die Idee für den Projekttag hatte die Geschichtslehrerin Ingrid Schröder. Derzeit thematisiert sie im Unterricht die nationalsozialistische Diktatur, den Widerstand durch die Geschwister Scholl und transportiert die geschichtlichen Ereignisse in die heutige Zeit. Ziel sei es, dass die Schüler begriffen, wie viel Blut geflossen ist, bis Deutschland zu einem demokratischen Staat wurde und welch hohes Gut diese Freiheit sei. „Die NSU-Morde haben mich extrem bewegt und mich darin bestärkt, ein solches Projekt jetzt umzusetzen“, sagte Schröder. Von dem Workshop erhofft sie sich, dass die Schüler in Situationen, in den Courage gefragt ist, „hinhören, hingucken und handeln“.