Werdohl.
Wer trägt die Kosten für die Elterngeneration, die alt, krank und möglicherweise in einer Pflegeeinrichtung ihren Lebensabend verbringt? Eine eher fragwürdige Variante des Generationenvertrages führte am Donnerstag eine 59-jährige Werdohlerin vor das Amtsgericht Altena.
Ihre demenzkranke Mutter als Besitzerin des auch von der Angeklagten bewohnten Hauses war seit 2006 in Altenpflegeeinrichtungen untergebracht. Nach der Devise „Das ist immer so gelaufen“ wurden Nebenkosten für das Haus weiterhin vom Konto der Seniorin abgebucht, die lediglich 570 Euro Rente bekam. Diese Situation trug dazu bei, dass die Pflegekosten nicht beglichen werden konnten.
Umzug wegen Räumungsklage
Das Sozialamt des Kreises sprang ein, streckte 28.000 Euro als Kredit vor. Weitere erhebliche Kosten stundete das Pflegeheim. In dieser Situation übernahm ein Rechtsbeistand den Fall und stieß auf Abbuchungen der Stadt Werdohl, der Mark-E und von Unity-Media vom Konto seiner Mandantin. Weil er deren Zahlungen als möglicherweise nicht gerechtfertigt ansah, kam die Angeklagte, die eine Vermögensvollmacht über die Konten ihrer Mutter hatte, in den Blick. Der Anwalt stoppte die Zahlungen und erstattete Anzeige auf der Grundlage von 1500 Euro Nebenkosten.
„Das ist immer so gelaufen“, trug die Angeklagte vor Gericht vor und verwies darauf, dass nicht nur sie in dem Haus wohne. Sie habe zudem ihren Beitrag zu den Kosten durch die Abzahlung einer Hypothek geleistet. Angesichts eines monatlichen Nettoeinkommens von 2500 bis 3000 Euro sah Richter Reckschmidt genügend finanziellen Spielraum, um die Konten der Mutter mit den strittigen 1 500 Euro aufzufüllen. Im Gegenzug wird das Strafverfahren eingestellt.
Da die Situation mittlerweile zur Zwangsversteigerung des Hauses geführt hat und die 59-Jährige aufgrund einer Räumungsklage umziehen muss, hatte der Richternoch einen Rat an die Prozessgegner: „Vielleicht ist jetzt eine gute Gelegenheit, sich über gewisse Hausangelegenheiten und Besichtigungen zu unterhalten.“ Entsprechende Anfragen habe die Frau bisher zumeist ignoriert.