Lüdenscheid. Es war höchstwahrscheinlich vorsätzliche Brandstiftung: Die Polizei ist mit ihren Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Lkw-Brand an der Elbinger Straße in Lüdenscheid und den weitreichenden Folgen einen Schritt weiter. Ein Brandsachverständiger hat das Wrack des Lastwagens untersucht und legte einen Zwischenbericht vor.

Die Spurenlage lässt demnach kaum noch Zweifel zu. Auf welche Weise das Feuer bei dem Lkw-Brand in Lüdenscheid gelegt wurde, dazu äußert sich Polizeisprecher Norbert Pusch noch nicht – „aus ermittlungstaktischen Gründen“, wie er sagte.

Nachdem sich die Nebel gelichtet hatten, gab es am Dienstag auch neue Zahlen. So erklärte das Klinikum Hellersen, 75 Menschen wegen der Gas-Ausdünstungen in der Notaufnahme behandelt zu haben . Die Feuerwehr hatte zuletzt, wie berichtet, 58 Patienten registriert.

Am Ort des Geschehens gingen unterdessen Aufräumarbeiten und Untersuchungen weiter. Während die Königsberger Straße noch in der Nacht freigegeben wurde, bleibt die Elbinger Straße rund um den Tatort noch gesperrt: Der STL müsse dort noch Untersuchungen anstellen, erklärte Stadt-Sprecher Wolfgang Löhn am Abend nach der letzten Sitzung des Krisenstabes, der sich nun aufgelöst hat.

Brandrückstände wurden beseitigt

Seit Montagnachmittag hatte die Stadt drei Fachfirmen mit der Reinigung von Kanal und Straße beauftragt. Sie arbeiteten bis in die Nacht – und mussten am Morgen weitermachen, weil sich im Kanal laut Fachbereichsleiter Wolff-Dieter Theissen noch verklumpte Reste fanden.

Trotz der noch unklaren Versicherungsfragen ließ die Stadt stinkende Brandrückstände nicht nur auf den öffentlichen, sondern auch auf den Privatflächen beseitigen. Die Spülarbeiten liefen weiter, und obwohl es dabei Geruchsbelästigungen geben konnte, durften die Anwohner ihre Räume wieder lüften. Zur direkten Information erhielten sie Handzettel, zudem blieb das Bürgertelefon 17 14 00 den ganzen Tag über geschaltet. Für die Anlieger stellt sich indes auch die Frage nach der Reinigung ihrer Hauskanäle. Hier will die Stadt laut Theissen anbieten, Kontakte zu den Reinigungsfirmen herzustellen.

Kritik an Evakuierung

Diskutiert, aber auch erläutert wurde gestern auch die Frage, warum die Evakuierung der Anwohner nicht schon in der Brandnacht einsetzte, sondern erst am Morgen zwischen 7 und 8 Uhr. „Wir hatten vom Messgerätewagen des Kreises, der als erster seiner Art vor Ort war, die Meldung erhalten, dass keine Grenzwerte für gefährliche Stoffe überschritten wurden“, sagte Theissen. Deshalb habe die Einsatzleitung erst für die Herrichtung der Auffangstationen in der Grundschule Wehberg („Die lag weit weg“) und auf dem Hit-Parkplatz an der Werdohler Landstraße gesorgt.

Weil es dennoch um giftige Ausdünstungen ging, war die Kritik laut geworden, dass man die Anlieger früher aus dem Gefahrenbereich hätte herausholen sollen. Dagegen sprach laut Klaus Giljohann, der sich dazu als ausgebildeter Verbandsführer hochrangiges ehrenamtliches Mitglied der Einsatzleitung zu Wort meldete, ein einfacher Grund: „Wer hinter seinem verschlossenen Fenster schläft, ist dort erst einmal sicherer als draußen in den Schwaden.“

Keine Schwerverletzten

Außerdem habe man dank der Vorbereitungen eine geordnete Maßnahme durchführen können. Giljohann: „Die Entscheidung war absolut richtig, das hat sich auch im Nachhinein gezeigt.“

Niemand sei schwer verletzt worden, erst recht nicht während der schließlich erfolgten Evakuierung – die wegen der Aufregung mancher Menschen immer auch zusätzliche Risiken bergen könne. „Ich würde das bei dieser Einsatzlage jedenfalls immer wieder genau so machen.“