Unna. Ihr gemeinsames Schicksal hat zwei Brüder wieder näher zusammengeführt. Ihre Offenheit soll nun anderen Menschen zu Mut verhelfen: Die Brüder Harald und Herbert Köhnemann kämpfen erfolgreich und vor allem gemeinsam gegen ihren Prostatakrebs. Jetzt rufen sie zur Vorsorge auf.

Elf Monate trennen sie, und noch ein bisschen mehr. Der jüngere von beiden ist Architekt, begeisterter Sportler, sonnengebräunt. Der ältere arbeitet als Techniker, züchtet Tauben und ist eher der ruhigere. Man sieht sich auf Geburtstagen, Familienfeiern. Eben Brüder, wie sie eher neben- als miteinander leben. Doch Ende 2012 lässt ein gemeinsames Schicksal Herbert (62) und Harald Köhnemann (62) aus Unna wieder enger zusammenrücken.

"Ich habe vorher versucht, wenig drüber zu sprechen. Allein schon, um mich selbst zu beruhigen. Schließlich gibt es viele Menschen, die einen mit ihrem medizinischen Halbwissen ganz verrückt machen können", sagt Herbert Köhnemann. "Jetzt geh ich damit aber sehr frei um, weil ich auch jedem sage, dass er zur Vorsorge gehen soll."

Keine familiäre Vorbelastung

Im Herbst 2012 ruft Herbert bei seinem Bruder an. Er müsse mit ihm reden. Harald macht sich Sorgen. So geheimnisvoll hat er seinen Bruder selten erlebt. Im Gespräch offenbart Herbert seinem Bruder aber dann, dass er Prostatakrebs habe. Er, der regelmäßig zur Vorsorge gegangen ist. Sein PSA-Wert liege bei 7,6. Bedenklich ist bereits ein Wert ab 4. Harald hört seinem Bruder zu. Es ist der Moment, in dem beide einen gemeinsamen Weg beginnen. Bei Harald haben die Ärzte nämlich auch Prostatakrebs festgestellt. Harald wusste dies schon etwas länger. Er war aber unsicher, was zu tun ist, weil sein PSA-Wert gerade mal bei 1,7 lag. Eine familiäre Vorbelastung gab es nicht.

OP-Termine nur einen Tag auseinander

Beide entscheiden sich letztlich für eine Operation. Der Hausarzt von Harald Köhnemann empfahl das Prostatazentrum am Klinikum Dortmund unter der Leitung von Prof. Michael Truß. Die Brüder konnten im Krankenhaus ein Zimmer teilen. Ihre OP-Termine liegen nur einen Tag auseinander. Und als Harald schließlich seinen Eingriff hinter sich hatte, konnte er seinem Bruder schon berichten. "Herbert, halb so schlimm, mach Dir keine Gedanken! Ich hatte wirklich keine Schmerzen."

Seit der OP erzählen die beiden Brüder viel von ihrer Erkrankung im Freundes- und Bekanntenkreis. Sie wollen aufklären und ermutigen, zur Vorsorge zu gehen, die bislang nur von jedem fünften Mann in Deutschland wahrgenommen wird. Bei den beiden Brüdern konnte nerverhaltend operiert werden, Inkontinenz ist also kein Thema. Und das mit der Potenz? Das lässt sich so kurz nach dem Eingriff noch nicht abschließend sagen. Aber es sieht gut aus. Aus Sicht ihres Arztes war es genau der richtige Zeitpunkt für einen Eingriff. Und Harald Köhnemann ergänzt: "Die Gewissheit, dass es richtig ist, hatte ich immer."