Unna. .
Die Diagnose ist niederschmetternd: Krebs. Nichts von dem, was man sich vornahm, hat jetzt noch Bestand, Betroffene hadern mit ihrem Schicksal, fragen Warum gerade ich. Und finden nur mit großer Kraft den Mut, ihren Angehörigen – dem Ehepartner, den Kindern – den Befund mitzuteilen. Große Fortschritte in Diagnostik und Therapie konnten diese traumatischen Erfahrungen bislang kaum mildern.
Im Unnaer Katharinen-Hospital haben Krebspatienten und -patientinnen seit einiger Zeit die Möglichkeit, psychoonkologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zwei Spezialistinnen, die Diplom-Psychologinnen Martina Meier-Reinders und Simone Schrunz, haben dafür eine zertifizierte Zusatzausbildung absolviert. Komplettiert wird das kleine Team im September durch Claudia Attig-Grabosch, Psychologin mit Zusatzausbildung auch sie. Alle drei arbeiten in Teilzeit 65 Wochenstunden. Das sei bis auf weiteres ausreichend, meint Martina Meier-Reinders.
Allerdings hat der Bedarf an psychologischer Unterstützung im Krankenhaus deutlich zugenommen, seit sie als Erste 2006 ihren Dienst im Katharinen-Hospital aufnahm. Wie kommt das? Bisher war doch, zumal in einem kirchlichen Haus, der Seelsorger der richtige Ansprechpartner. Hat sich das geändert?
Nein, betonen beide Psychologinnen, da gibt es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und keine Konkurrenz. „Wenn ein Patient sagt, er möchte lieber mit dem Seelsorger sprechen, dann geht das natürlich auch.“ Die Psychologie setzt naturgemäß pragmatischer an als die Religion, doch die Gespräche drehen sich, egal, wer sie führt, eben oft um Krankheit, Sterben, Endlichkeit und so fort.
Wenn heutzutage – nicht nur im Katharinen-Hospital – der „begleitenden“ Arbeit so großer Wert beigemessen wird, so ist dies (auch) eine konkrete Auswirkung des Prinzips der „Achtsamkeit“, das sich in vielen neueren Therapiekonzepten findet. Kurz und laienhaft ausgedrückt bedeutet es für die Krankenhausarbeit, sich nicht auf Krebstherapie zu beschränken und die Menschen ansonsten ihrem Schicksal zu überlassen, sondern ihnen durchgängig Hilfe anzubieten, Aufmerksamkeit und Verständnis. Und wer jetzt einwendet, dass das doch immer schon richtig war, hat fraglos recht. Dass es auch den Behandlungserfolg fördert, ist hingegen eine relativ neue wissenschaftliche Erkenntnis.
Erwähnt werden muss noch, dass die Psychologinnen für alle Patienten des Krankenhauses da sind. Nicht nur für Krebspatienten.