Altena. . MVG kündigt einem Fahrer Sanktionen an

Straftaten, bei denen anonyme Versicherungsgesellschaften geschädigt werden, genießen zuweilen eine gewisse Nachsicht in der Wahrnehmung des Publikums. Im Prozess um gut 20 fingierte Autounfälle in Lüdenscheid, Altena, Nachrodt-Wiblingwerde und weiteren Städten, der zurzeit vor dem Landgericht Hagen geführt wird, hob ein Mitarbeiter der MVG gestern die persönliche Seite eines solchen Betruges hervor.

„Wir werden definitiv ein Regressverfahren gegen Sie anstrengen“, teilte er den beiden Angeklagten mit und forderte sie auf: „Schauen Sie mich mal an!“ Der 39-Jährige und der 41-Jährige auf der Anklagebank schauten sichtlich verschreckt auf – seit ihrem umfassenden Geständnis hat die Spannung im Verfahren einer geschäftigen Klärung der Details Platz gemacht.

Dem Geständnis der Angeklagten zufolge war ein Unfall am 31. August 2010 mit einem Busfahrer abgesprochen. Dieser hatte seine Haltebucht am Worthnocken in Lüdenscheid scheinbar unaufmerksam verlassen, und der 39-jährige Angeklagte war verabredungsgemäß mit dem Bus kollidiert.

Von normalem Unfall ausgegangen

Die MVG und der Haftpflichtverband der öffentlichen Verkehrsbetriebe regulierten den Schaden mit 6344 Euro. Dazu kamen 1687 Euro Schaden am Bus, die die MVG teilweise über eine Kaskoversicherung zurückerstattet bekam. „Das war eine perfekt aufgezogene Täuschung“, sagte der erboste MVG-Mitarbeiter.

„Wir sind von einem normalen Unfall mit Vollhaftung ausgegangen.“ Nachdem die Vorsitzende Richterin von dem Geständnis der Angeklagten bezüglich dieses Unfalls berichtet hatte, kündigte der Zeuge arbeitsrechtliche Konsequenzen gegen den Busfahrer an.

Ein weiterer Versicherungsvertreter bestätigte den Eindruck von Ahnungslosigkeit bei vielen der Unfälle. „Die Schadensersatzansprüche sind ganz unproblematisch durchgelaufen“, berichtete er. Seine Gesellschaft hatte einen Schaden von knapp 10.000 Euro beglichen, die bei einer Kollision in Lüdenscheid entstanden waren. „Es ist niemand stutzig geworden.“