Frankfurt. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verlor das erste Länderspiel der Saison 2012/2013 gegen Argentinien mit 1:3 (0:1). Es war ein kurioses Spiel: Torwart Ron-Robert Zieler sah die Rote Karte, Mats Hummels musste verletzt ausgewechselt werden und Sami Khedira unterlief ein Eigentor.
Es war nur ein Freundschaftsspiel. Es war ein Spiel, das während des Betriebsurlaubes der Ligen stattfand. Es war ein Spiel, das auf deutscher Seite ohne bedeutende Größen wie Neuer, Lahm, Schweinsteiger, Podolski, Gomez stattfand. Doch es war auch das erste Spiel der Nationalmannschaft nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien bei der Europameisterschaft. Deshalb schmerzt diese 1:3 (0:1)-Niederlage gegen die Argentinier, die im WM-Viertelfinale von 2010 noch mit einem spektakulären 4:0 entzaubert worden waren. "Argentinien ist eine Top-Mannschaft. Der Sieg ist verdient, mit ein bisschen Glück hätten wir das Ergebnis schöner gestalten können", sagte Sami Khedira.
Die Vorfreude auf die Partie war zumindest riesig. Und das lag nicht allein daran, dass das Lieblingsensemble der Deutschen wieder Rasenkontakt aufnehmen sollte. Das lag auch an Lionel Messi. Selten wird einem Gegner vom Publikum vor dem Anpfiff gehuldigt. Für den kleinen Argentinier mit dem Abonnement auf den Empfang der Weltfußballertrophäe machten die Fans eine Ausnahme. Applaus. Applaus. Applaus. Es handelte sich dabei allerdings um Applaus, den der kleine Große vom FC Barcelona sich an diesem Abend nicht wirklich verdiente. Von Beginn an demonstrierten seine Kollegen mit couragiertem Auftreten, dass sie nicht angereist waren, um die Skyline der Bankenmetropole am Main zu bewundern. Messi jedoch wirkte lethargisch, so, als hätte er die späte Hitze in der Arena gern zum Anlass genommen, die Siesta zu verlängern.
Hummels muss mit einer Halswirbelverrenkung vom Platz
In der 30. Minute zahlte sich das für die Deutschen aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte Innenverteidiger Mats Hummels bereits das Feld räumen müssen. Nach einem Zusammenprall mit dem Wuchtstürmer Gonzalo Higuain konnte der Dortmunder noch einige Minuten mitspielen. In Minute 22 jedoch verabschiedete er sich zur Behandlung einer leichten Halswirbelverrenkung in der Kabine. Acht Minuten später klaffte dann eine Lücke im Ausmaß eines Eisenbahnwaggons in der Defensive. Argentinien nutzte sie. Der Ball kam zu Jose Sosa. Der rannte einsam auf Ron-Robert Zieler zu. Notbremse. Platzverweis für den Hannoveraner Torhüter, der die angeschlagene Nummer eins Manuel Neuer ersetzte. Außerdem: Elfmeterpfiff durch Schiedsrichter Jonas Eriksson. Außerdem: Messis Moment. Ein Moment, nach dem wieder Applaus einsetzte. Für Marc-Andre ter Stegen, Ersatzkraft für Zieler, eingewechselt für Thomas Müller. Der Gladbacher hielt den Ball, den Messi mit der Schneckenpost Richtung Tor verschickt hatte.
Vor diesem Elfmeter allerdings war es eine Begegnung auf Augenhöhe, mit einer Chance für Sosa in der neunten Minute, mit einer Chance für Mesut Özil in der zwölfen Minute. Nach dem Elfmeter dominierten die Argentinier die verbliebenen Zehn der Deutschen. Für das 0:1 sorgten die jedoch selbst. Nach einer Ecke der Gäste in der Nachspielzeit der ersten Runde traf der Ball Sami Khedira, an dessen Seite auf der Doppelsechs Löw überraschend nicht Toni Kroos, sondern Lars Bender positioniert hatte – und von Khediras Körper trudelte das Runde ins Eckige.
Höwedes trifft per Kopf zum 1:3
Personell dezimiert, mit Pech überschüttet, kehrte das ersatzgeschwächte Löw-Team nach dem Pausengang dennoch mit Vehemenz in die Partie zurück. Marco Reus, der agilste Akteur auf dem Grün, bugsierte in Minute 49 einen Ball gegen das Torgestänge der Argentinier. Doch drei Minuten später offenbarte Messi, dass er sich jetzt im Wachzustand befand. Higuain brachte den Ball von der linken Strafraumseite nach innen. Und Messi hatte seinen Moment Nummer zwei. 2:0. Angel di Mario platzierte danach in Minute 73 einen Distanzschuss im deutschen Netz. 3:0. Die Begegnung war für die deutsche Nationalmannschaft gelaufen, dumm gelaufen. Immerhin verkürzte Schalkes Benedikt Höwedes per Kopf nach einer Flanke von Mario Götze auf 1:3. Der drückte es so aus: "Ich finde, dass wir gekämpft haben - aber mehr als ein Tor sollte nicht herausspringen."