Kamen. .

Rudi Stegemöller hat ein Faible für besondere Optiken. Thematische Lackierungen seiner Lkw sorgten schon für Schlagzeilen und Fernsehinteresse. Kult ist inzwischen auch sein jährlicher Kalender - mit typischeren Truckermotiven.

Auf seinen Lastzügen unterstützt der Kamener Spediteur schon mal einen Mitarbeiter auf Brautsuche oder warnt vor sexuellem Missbrauch an Kindern. Im nächsten Jahr wird er auf einem Aufleger für den Tierschutz werben. Bei seinen Kalendern liegt die Kreativität nicht so sehr bei der grundsätzlichen Motivwahl. Viel Haut und schöne Körperformen sind da Jahr für Jahr zu sehen. Die Ausführung macht den Kalender trotzdem oder gerade deshalb zum Renner weit über Stadt und Region hinaus. Liebhaber auch aus dem fernen Süddeutschland warten gerade wieder auf die Neuauflage für 2012.

Modells sucht der Chef selbst aus

Die ist in Arbeit. Die Fotos liegen schon vor, der gedruckte Kalender noch nicht. Die Modells sucht der Chef selbst aus. Am festgelegten Wochenende wird dann der Hof der Baustoffspedition im Hemsack zum übergroßen Fotostudio mit entsprechender Lichttechnik, einem Profifotografen und gut geschlossener Geländezufahrt. Beim Wetter hatte man bisher immer Glück. Pornografisch ist das Ergebnis keineswegs. „Da kann man in jeder Illustrierten mehr sehen“, lacht Rudi Stegemöller.

Und die Inszenierungen von Lastzügen und leicht bekleideten Modells geraten durchaus künstlerisch. Ihm ging es eigentlich um Firmenwerbung mit den „Mädchen“ als Verpackung, erzählt der Chef. Spaß gemacht habe es auch und irgendwie ist daraus dann immer mehr geworden.

Den Anstoß gab vor Jahren eine ungewöhnliche Anfrage. Da wollte jemand wissen, ob er die Stegemöller-Trucks - immerhin sind es inzwischen 26 - für einen Erotikfilm nutzen dürfe. Stegemöller griff die Idee auf und produzierte den ersten Kalender. Bis heute werden die nur kostenlos an Kunden und Geschäftspartner abgegeben. Irgendwie gelangten dennoch Exemplare ins Internet. Dort wurden sie meist bietend verkauft. Fahrer, die bei Stegemöller Waren luden, ließen die Lawine weiter rollen. Inzwischen musste die Auflage verdoppelt werden, um die Nachfrage zu decken. Von den Auflagen eines Kalenderklassikers eines großen Reifenherstellers sei man immerhin noch weit entfernt.

Befragt, warum eigentlich halbnackte Frauen und Trucks scheinbar zusammen gehören, wiegelt Rudi Stegemöller ab. Für die echte Fernfahrerszene könne er schon Geschichten erzählen, schmunzelt er. Sein Unternehmen hat vor Jahren Fahrten zu arabischen Ländern und ähnlich exotischen Zielen aufgegeben und fährt nur noch regional. Und seine Fahrer seien überwiegend Familienmenschen.

Schiefer Turm soll Lkw-Motiv werden

Ein besonderer Schlag sind Trucker sonst schon, räumt er ein. Mancher sei Fahrer mit Leib und Seele, pflege seinen Lastzug und rangiere den in jeder Situation perfekt. Immer häufiger aber seien Fahrer auf den Straßen unterwegs, die gar nicht richtig wüssten, was sie da für eine Masse aus Auto und Ladung zu beherrschen haben: „Manchem sollte man nicht einmal eine Schubkarre anvertrauen.“

Auch künftig will Rudi Stegemöller seinen Lastzügen besondere Optiken verpassen. Das mache seinen Fuhrpark auch zu etwas besonderem. Nun schweben ihm lokale Motive vor. Der Schiefe Turm, das Kamener Kreuz oder die neuen Sesekekunstwerke könnten so demnächst mit vielen Pferdestärken durch die Lande brummen.