Dorsten. .

Fast fünf Stunden dauerte die Sondersitzung des Verwaltungsrates zur Situation im Atlantis. Danach gibt es nicht die eine Nachricht, aber viele kleine Botschaften zu Vergangenheit und Zukunft des Bades.

Die wichtigste: Günter Kesselmann bleibt Geschäftsführer. Die Aufseher unter Vorsitz von Bürgermeister Lambert Lütkenhorst sprachen ihm einstimmig das Vertrauen aus. Er soll kurzfristig Verstärkung bekommen für Buchhaltung und Personalführung. Lütkenhorst hat Kandidaten dafür parat, Namen seien aber nicht spruchreif.

Es sei nach ersten Prüfergebnissen zwar richtig, dass Kesselmann – von Haus aus Techniker – in der Vergangenheit „hätte deutlicher hingucken müssen“, sagte Lütkenhorst am Freitag. Aber jetzt gehe es darum, Atlantis in ruhige Bahnen zu lenken. „Und dazu brauchen wir ihn.“

Weitere Themen aus der Sitzung des Verwaltungsrates:
Aufklärung: Die Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen. Nach bisherigem Stand gibt es (abgesehen von der Unterschlagung von 15 000 Euro aus der Kasse, die Staatsanwaltschaft ermittelt) derzeit keine Hinweise auf strafrechtlich relevante Verfehlungen. Lütkenhorst: „Zusammenfassend können wir sagen: Viele Vorwürfe, die uns zugetragen wurden, sind wie Luftblasen zerplatzt. Wohl aber gebe es im Verantwortungsbereich des geschassten Prokuristen Reinhard Plettenberg „Schludrigkeiten, wo man sich an den Kopf fasst“.

Zwei Beispiele: 13 Azubis durften ein Seminar auf Mallorca machen. Die Flüge haben sie selbst bezahlt, die verbliebenen Kosten (5000 Euro) gelten als vertretbar. Lütkenhorst: „Eine Woche in Wesel wäre genauso teuer gewesen.“

Ein Konzert der Band Marquess hat „ein deutliches Minus“ produziert. Das aber wurde gedeckt aus dem Marketing-Etat, der genau für solche Veranstaltungen gedacht ist.

Untersucht wurden ferner u.a. Vorwürfe der früheren Hauptkassiererin (unter dem Verdacht der Unterschlagung gefeuert, WAZ berichtete) und aus einem offenen Brief des früheren Orga-Teams (fünf Mitarbeiter, derzeit alle krank gemeldet, ihre Abteilung wurde inzwischen aufgelöst). An der Arbeit waren die Wirtschaftsprüfer Aleff+Partner, das Rechnungsprüfungsamt der Stadt und Windor-Mitarbeiterin Aneta Marx, die in Einzelrechnungen verschiedene Atlantis-Bereiche durchleuchtet hat: Bad, Freizeitwirtschaft, Sauna und Gastronomie. Das Rechnungsprüfungsamt soll nun alle Ergebnisse in einem Bericht bündeln. Vorliegen soll dass Werk in zwei bis drei Wochen. Parallel dazu ermittelt die Staatsanwaltschaft im Spaßbad. Ihre Ermittlungen werden länger dauern.
Aktuelle Situation: Die Belegschaft sei motiviert, die bisher schon tätigen Teamleiter verantworten das Tagesgeschäft. Was aus den fünf Mitarbeitern des „Orga-Teams“ wird, ist noch offen, arbeitsrechtliche Konsequenzen nach ihrem offenen Brief werden geprüft. Sollten sie weiter im Bad arbeiten wollen, müssten sie sich in die Teams einfügen, so der Bürgermeister. Die aktuellen Zahlen im Bad seien positiv, ergänzte Werner Schroer (CDU). „Wir werden den zugesagten Zuschuss wohl nicht ausschöpfen.“
Die Zukunft: Die neue Doppelspitze aus Techniker Kesselmann und einem Finanz- und Personalexperten wird nur eine Zwischenlösung sein. Der Ratsbeschluss von 2007, das ursprünglich als Privatinvestition gebaute Atlantis nach dem „Heimfall“ zunächst in städtischer Obhut weiter zu führen, endet 2012. Lütkenhorst: „Wir müssen jetzt das Vakuum füllen, wollen uns aber nicht festlegen.“

In einer neuen Generaldebatte zum Atlantis „müssen wir im nächsten Jahr darüber nachdenken, was dann überhaupt passiert.“