Dorsten..

Die Zukunft von Atlantis und Wulfener Bad steht vor einer neuen Generaldebatte, nachdem am Dienstag durch einen Prozess vorm Arbeitsgericht öffentlich wurde, dass über Jahre 14 000 Euro aus der Atlantis-Kasse veruntreut wurden (WAZ berichtete). Geprägt wird diese Diskussion auch durch die verschärfte Finanzlage der Stadt.

Es gibt Begriffe über das Atlantis, mit denen möchte kein Politiker zitiert werden. Aber sie fielen schon in der Vergangenheit. „Tollhaus“ oder „Selbstbedienungsladen“ sind solche bösen Worte. „Die Stadt hat viele Gesellschaften. Aber keine, in der es solche Probleme gab“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Schwane am Mittwoch.

Die Liste der Probleme und Vorfälle ist lang: Mieses Betriebsklima, eine Gastronomie, der Lebensmittel abhanden kamen, nachts im Bad gedrehte Sexfilmchen, jetzt das verschwundene Geld. Die Vergangenheit müsse sauber aufgeklärt werden, sagen Politiker übereinstimmend mit Bürgermeister und Veraltungsrats-chef Lambert Lütkenhorst. Ein Wirtschaftsprüfer und das Rechnungsprüfungsamt sind an der Arbeit. Auch die Staatsanwaltschaft wird ermitteln.

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Im Gegenteil. Die Arbeit der bisherigen Doppelspitze – Geschäftsführer Günter Kesselmann und Prokurist Reinhard Plettenberg – auf ihren jeweiligen Fachgebieten wird durchaus geschätzt. Plettenberg wurde aber bis zur Klärung der Vorfälle vom Dienst frei gestellt. „Auch, um ihn zu schützen“, betont Lütkenhorst.

„Da muss jemand ‘rein, der den kaufmännischen Teil sieht"

Ob ein versierter Techniker und ein cleverer Touristiker aber die Idealbesetzung waren und sind, ein solches Unternehmen zu führen, überwacht von einem Aufsichtsrat aus ehrenamtlichen Politikern – das stellen nun selbst die Mitglieder des Verwaltungsrates Bädergesellschaft in Frage. Thomas Boos (FDP): „Kriegen wir das so kontrolliert, wie es sein sollte? Ist das, was wir da tun, für ehrenamtliche Politiker überhaupt zu verantworten?“

Unstrittig scheint, dass im Bad mindestens ein Kaufmann fehlt. Susanne Fraund (Grüne): „Wenn die Diskussion in einer kompetent ergänzten Betriebsführung mündet, dann wäre ich sehr zufrieden.“ Schwane: „Da muss jemand ‘rein, der den kaufmännischen Teil sieht.“

Schwerer als solche Führungsfragen wiegt: Atlantis als freiwillige Leistung wird mit dem verschärften Spardruck durch den Stärkungspakt Stadtfinanzen unter Druck geraten. Auch wenn das Beratungsunternehmen Thalen Consult schon vor Jahren attestiert hat, dass der Weiterbetrieb des Bades gegenüber Stilllegung oder gar Abriss die wirtschaftlichste Lösung ist.

Wie Atlantis erhalten werden kann, wird nun diskutiert. „Wir müssen über alle Optionen nachdenken“, sagt Bernd Schwane. Friedhelm Fragemann (SPD) gibt ein klares Bekenntnis zum Bad ab: „Es muss auf Dauer erhalten und professionalisiert werden.“ Ob in Trägerschaft der Stadt – da sei es zu früh für Festlegungen. Susanne Fraund erinnert daran, dass die Grünen ursprünglich gegen das Bad waren. „Aber es ist uns auf die Füße gefallen und der Weiterbetrieb ist die wirtschaftlichste Lösung.“ Thomas Boos: „Einfach so weiter machen – das kann es nicht geben.“