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Die Polizei ist in einigen NRW-Städten derzeit zur Improvisation gezwungen, da das neue Digitalradio die Frequenzen stört. Die Beamten wechseln dann den Kanal und hoffen, dass es keine prekären Situationen gibt. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Der Polizeifunk ist in manchen Städten in NRW gewaltig gestört – obwohl DAB+ und der Polizeifunk nicht die gleichen Frequenzen beanspruchen. „Diese Störungen waren im Vorfeld nicht absehbar“, sagt ein Sprecher der Bundesnetzagentur in Bonn. Der Grund für das Problem? Keine Aussagen. Die Taktik der Polizei lautet deshalb bis auf Weiteres: Frequenzen flexibel und schnell wechseln - und hoffen, dass es keine Notfälle gibt, bei denen Zeitverzögerungen durch technische Pannen unschöne Konsequenzen nach sich ziehen können.

Während manche Fernsehzuschauer durch das neue digitale Antennenradio DAB+ mehr Pixel oder Bildstörungen auf ihrem Bildschirm beklagen, hat die Polizei in NRW ganz andere Sorgen. Szenen wie diese sind möglich: Eine Polizeistreife ist unterwegs, sieht einen Überfall, will per Funk Verstärkung anfordern - kann es aber nicht. Nicht etwa weil das mobile Handfunkgerät defekt ist. Sondern weil die Verbindung wegen des neuen digitalen Antennenradios DAB+ nur knarzt und rauscht.

„Die Bürger müssen sich aber keine Sorgen machen, dass der Polizeifunk jetzt lahm gelegt ist“, betont Erich Rettinghaus, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in NRW. „Probleme gibt es im Zwei-Meter-Band-Bereich, also bei den mobilen Handfunkgeräten. Besonders betroffen sind Dortmund, Köln und Teile Ostwestfalens“, sagte Rettinghaus. Er fordert, was Polizeigewerkschaften schon seit langem fordern: die Einführung des Digital-Funks. Schon bei der WM 2006 im eigenen Land sollte er Standard sein, „aber wir hinken noch immer hinterher - auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern“, beklagt Rettinghaus.

Präsidium in Sicht - trotzdem nicht anfunkbar

In Dortmund war eine Absage der Neonazi-Demo im Gespräch - wegen der Funk-Probleme, die einen erwarteten Großeinsatz mit möglichen Ausschreitungen unmöglich gemacht hätten. Nun wird für das gesamte Wochenende das Digitalradio DAB+ „temporär ausgeschaltet“, teilte Polizeisprecher Wolfgang Wieland mit. Was, so Experten, technisch nicht ganz einfach sei. Aber nach dem Wochenende stellt sich die Problematik in Dortmund und andernorts erneut, kritisiert Wieland.

Weiter westlich in Düsseldorf können Streifenpolizisten von einigen Stellen in der Innenstadt ihr Präsidium zwar sehen - es aber nicht anfunken, bestätigt ein Polizeisprecher gegenüber DerWesten. „Wir müssen dann auf andere Kanäle ausweichen.“ Die Störungsquelle ist der Rheinturm, von dem seit Anfang August das digitale Antennenradio gesendet wird. Betroffen sind auch die Städte Köln, Langenberg und Bonn. Doch dort ist man in den Polizeipressestellen weniger auskunftsfreudig, verweist bei Anfragen direkt auf das Innenministerium. Dort beteuert man wie auch beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg: „Wir arbeiten auf Hochtouren an einer Lösung.“ Mit einem längerfristigen Abschalten der DAB+-Frequenzen wird aber nicht gerechnet.