Essen. . DAB+ heißt der Standard, mit dem ab sofort 14 neue Radio-Sender digital senden. Die Begeisterung ist verhalten. Denn: Es gibt keinen flächendeckenden Empfang, die Auswahl an Geräten ist übersichtlich.

Fast unbemerkt hat am Montag ein neues Radio-Zeitalter begonnen. Ab sofort wird Hörfunk auch über den digitalen Antennen-Standard DAB+ verbreitet. Doch die Begeisterung in der Branche ist verhalten.

Über Ukw können in der Regel maximal 30 Programme gleichzeitig ausgestrahlt werden. Die Frequenzen setzen Grenzen. Für DAB+ spielt das keine Rolle. Die neue Technik verdreifacht das Angebot. Bei der Klangqualität gilt alles oder nichts.

Zudem ermöglicht DAB+ den Sendern, neben dem Hörfunk-Programm Zusatz-Service anzubieten, darunter einen elektronischen Programmführer, Verkehrsdaten und Nachrichten-Schlagzeilen.

„Bereits 85 Prozent der Bevölkerung in NRW“

Übertragen wird das digitale Angebot mit Hilfe von Sendern. In NRW gibt es fünf Standorte, Bonn, Köln, Düsseldorf, Langenberg und Dortmund. Von dort aus werden die Großstädte an Rhein und Ruhr mit dem digitalen Angebot beschallt. Laut WDR bereits „in der ersten Ausbaustufe bereits 85 Prozent der Bevölkerung in NRW erreicht“. In Westfalens ländlichen Ecken, von Siegen über Schmallenberg und Paderborn bis Bielefeld, ist der Empfang allerdings keineswegs garantiert. Das lehrt ein Blick auf die Verbreitungskarte der Internetseite „digitalradio.de“.

Mit der Freischaltung von DAB+ gehen 14 digitale Hörfunk-Kanäle auf Sendung, die irgendwann bundesweit empfangbar sein sollen. Darunter befinden sich private Spartenkanäle wie der Fußball-Sender 90elf, bei dem der ehemalige WDR-Hörfunker Manni Breuckmann angeheuert hat, oder Bücher-Kanal litera digital, Klassik Radio oder christliche Sender Radio Horeb.

Neue Geräte müssen her

Von den Öffentlich-Rechtlichen ist das DRadio mit Deutschlandfunk, DRadio Wissen und Deutschlandradio Kultur republikweit zu hören.

Der WDR verbreitet die Angebote 1Live, WDR 2, 1Live diggi, Kinderradiokanal KiRaKa, Funkhaus Europa, WDR Event sowie die Stau-Übersicht Vera via DAB+.

Aber: Welche Geräte können DAB+ empfangen? Klare Antwort: Wer Radio via DAB+ hören will, muss ein neues Gerät kaufen. Die Preise liegen laut Privatfunkverband VPRT zwischen 50 und 120 Euro – für Tischgeräte.

Autoradios? Im Prinzip ja

Gibt es digitales Auto-Radio? Die Antwort lautet in bester Radio-Eriwan-Manier: im Prinzip ja. Denn: „Für die mobile Nutzung sind derzeit nur wenige Geräte verfügbar“, wie der VPRT mitteilt. Geräte, die obendrein kaum mehr als zwei Textzeilen im Display darstellen und auch die Zusatz-Funktionen von DAB+ nicht nutzen können.

Kein Wunder, dass die Privatfunker skeptisch sind. Damit sich Werbung via DAB+ lohnt, müssen laut VPRT in den nächsten vier Jahren 16 Millionen neuartige Radios verkauft werden. Zudem muss DAB+ in der Republik lückenlos empfangbar sein.

Was dem Erfolg von DAB+ entgegensteht: Der gute, alte Ukw-Hörfunk bleibt dem Publikum erhalten, vermutlich bis 2025. Und wer Radio digital hören will, wird schon jetzt von vielen Sendern per Live-stream im Internet bedient.