Märkischer Kreis. .

Die weltweite Talfahrt der Börsen bereitet natürlich auch vielen Aktionären im Sauerland Sorge. Gerade Kleinanleger fürchten in diesen Tagen um ihr Erspartes und lassen die Telefone in den Sparkassen und Banken heiß laufen.

Bis zu 50 Anrufe verunsicherter Kunden werden derzeit allein im Börsenbüro der Volksbank in Lüdenscheid pro Tag entgegengenommen. Fast doppelt so viele wie an normalen Handelstagen. Zum ersten Mal sehen sich die Berater mit grundsätzlichen Fragen konfrontiert: Wird die Weltwirtschaft zusammenbrechen, oder geht es wieder aufwärts?

Nicht alles auf eine Karte setzen


Dr. Annabel Oelmann, Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale NRW, im Interview:

Banken raten Anlegern, jetzt Ruhe zu bewahren und nicht zu verkaufen. Ein wirklich guter Tipp?

Wer für sich eine langfristige, vernünftige Strategie mit breiter Streuung gefunden hat, sollte sich nicht von tagespolitischen Ereignissen verrückt machen lassen. Gegebenenfalls kann man punktuelle Änderungen vornehmen, aber man sollte nicht die gesamte Strategie in Frage stellen. Änderungen sollte man vornehmen, wenn bestimmte Produkte nicht mehr zu den individuellen Zielen passen.

Welche Alternativen gibt es?

Der beste Schutz ist eine breite Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen. Dazu gehören das Tagesgeld, Sparkonten, Investmentfonds oder Sachwerte. Wer für sich entscheidet, lieber ganz auf Nummer sicher zu gehen, kann natürlich alle Produkte meiden, die Risiken (wie Kursrisiko oder Währungsrisiko) beinhalten und ausschließlich auf Produkte setzen, für die die gesetzliche Einlagensicherung gilt.

Was raten Sie Menschen, die jetzt Geld anlegen wollen?

Hören Sie nicht auf sogenannte Geheimtipps und setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Schauen Sie, welche Produkte zu Ihren individuellen Zielen und Präferenzen passen und streuen Sie Ihr Vermögen auf verschiedene Produktklassen. Falls Sie lieber die aktuelle Entwicklung abwarten wollen, können Sie Ihr Geld auch erst einmal auf einem kurzfristigen Konto wie beispielsweise einem Tagesgeldkonto parken und sich zu einem späteren Zeitpunkt überlegen, was Sie tun wollen.

Werner Rolle, Abteilungs-Direktor für Wertpapierspezialberatung bei der Volksbank im Märkischen Kreis und seit 37 Jahren im Geschäft, gibt sich mit Blick auf die Krisen der Vergangenheit zuversichtlich: „Es wird auch dieses Mal eine Lösung für das Problem geben.“

Diese Zuversicht teilen offenbar bislang auch die meisten Aktionäre im Märkischen Kreis. Obwohl auch bei der Vereinigten Sparkasse eine „steigende Unsicherheit“ unter den Anlegern beobachtet wird, erklären beide Geldinstitute übereinstimmend, dass es bislang noch keine „überzogenen Reaktionen“ beziehungsweise „Angstverkäufe“ zu beobachten gibt.

Neu-Anleger verkaufen schneller

Letztere wären für Sparkassen-Sprecher Tomislav Majic auch der „größte Fehler“ in der jetzigen Situation. Mit Blick auf sein eigenes Aktienpaket rät Majic den Aktienbesitzern dazu, Ruhe zu bewahren: „Man darf im Moment einfach nicht hinsehen. Da macht man sich ja nur irre.“

Ein Langmut, den aber nicht jeder Märker aufzubringen vermag. Schwierig sei es derzeit vor allem mit Anlegern, die so etwas zum ersten Mal mit machen, berichtet Rolle. Aus Angst, noch mehr Geld zu verlieren, neigten diese Kunden am ehesten zu vorschnellen Verkäufen, so die Erfahrung des Wertpapier-Experten. Doch solche Reaktionen seien bei der Volksbank im MK bislang die absolute Ausnahme, sagt Rolle.

Ältere haben Angst vor Inflation

Doch noch eine Kundengruppe verfolgt die Nachrichten über Schulden und Staatspleiten derzeit mit wachsender Sorge – nämlich jene, die das Geld am liebsten daheim im Kopfkissen aufbewahrt, weil sie den Banken schon lange nicht mehr vertraut. „Die älteren Jahrgänge haben Angst vor einer Inflation und suchen nach sicheren Geldanlagemöglichkeiten“, bestätigt Majic.

Doch die Zahl derer, die schon einmal erlebt haben, wie sich Geldscheine über Nacht in bunt bedrucktes Altpapier verwandeln kann, ist klein. Die letzten Billionen-Geldscheine kamen im Märkischen Kreis 1924 in Umlauf.