Dorsten-Hardt. .

Nach bescheidenen Anfängen 2009 platzt die Schildkrötenauffangstation in Dorsten mittlerweile aus allen Nähten. Tierfreundin Barbara Klobusch nimmt sich den gepanzerten Tieren an, die oft eine leidvolle Geschichte hinter sich haben.

Gemächlich wandert Amando über die Heuhalme. Ganz in Ruhe. Immer wieder mit einem Päuschen. Die kleinen Knopfaugen blinzeln ins Licht, das bringt Wärme. Rund um die Uhr benötigt die anspruchsvolle Pantherschildkröte eine Umgebung wie in einem Backofen: 30 Grad sind angesagt, damit sich der Schildkrötenmann, der immerhin der zweitgrößten Schildkrötenart Südafrikas angehört, heimisch fühlt. „Um das hin zu bekommen, müssten wir eigentlich ein Gewächshaus haben, in dem sich Amando dann artgerecht einrichten könnte“, sagt Barbara Klobusch, die seit zwei Jahren die Dorstener Schildkrötenauffangstation leitet, in der auch Amando jetzt wohnt.

Klein und bescheiden waren die Anfänge 2009. Barbara Klobusch, ausgewiesene Schildkrötenfreundin, hatte sich ausgesetzter Tiere angenommen. Unterstützt von Tierärztin Dr. Susanne Ewens päppelte sie Tiere auf, die irgendwo im Gebüsch aufgefunden worden waren oder jene, die aufgrund schlechter Haltung kränkelten. Der heimische Garten an der Nikolausstraße wurde zum Tierasyl für die Panzerkrabbler. Ein Gehege kam zum nächsten. Im Teich siedelten bald schon neben den Fischen die Wasserkröten.

Kapazitäten des Vereins sind fast erschöpft

Inzwischen ist der Tierbestand auf 120 angewachsen. 25 verschiedene Arten hat Klobusch gezählt. Und die Kapazitäten des Vereins sind fast erschöpft. „Wasserschildkröten gehen gar nicht mehr“, bedauert Klobusch. Neben dem Teich mussten etliche Aquarien inzwischen zur Unterbringung her halten. „Ich bekommen zwischen fünf und zehn Anfragen für Wasserschildkröten pro Tag“, schüttelt die Dorstener Tierfreundin mit dem Kopf. Kleine, mittlere, große. Eingeteilt hat sie den Bestand inzwischen in Kindergarten, Mittelalter und Renterband.

Fast zu jedem Tier kann Barbara Klobusch eine - zumeist leidvolle - Geschichte erzählen. Maxi beispielsweise hatte unterm Bauch ein Stück seiner Panzerplatte verloren. Er krabbelt mit einem Verband um den Bauch durchs Gehege. Frieda, ein Winzling von knapp 100 Gramm, kommt aus Frankfurt. Sie ist noch isoliert von der Gruppe. „Sie ist in Einzelhaft. Wir müssen ihr zuerst Blut abnehmen, um das auf bestimmte Herpesviren testen zu lassen. Das geht aber bei der Kleinen noch nicht, dann wäre sie fast leer gepumpt“, erklärt Klobusch.

Verein muss ohne Zuschüsse von Stadt und Land auskommen

Und so geht es Tier für Tier. 120 Mal. Ob „normale“ Wasserschildkröten, chinesische Weichschildkröten, Moschus-, Dreikiel- oder Scharnierschildkröten - sie alle finden in Keller oder Garten ein Plätzchen. Vorübergehend. Sie alle sollen in fachkundige Hände weiter vermittelt werden.

Bis dahin aber bleiben Arbeit und Kosten auf Barbara Klobusch, Dr. Susanne Ewens und dem inzwischen auf 120 Mitglieder angewachsenen Verein sitzen. „Allein die Strom- und Ölrechnung aus dem letzten Winter hat ein tiefes Loch in die Kasse gerissen“, weiß Klobusch noch nicht, wie sie die nächsten Ausgaben stemmen kann. Ein Gewächshaus müsste dringend her, Und auch die Gehege müssen immer wieder ausgebessert werden. „Wir bezahlen momentan alles von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Oder von Extra-Veranstaltungen wie Kräuterführungen und dem geplanten Sommerfest. Städtische Zuschüsse oder Mittel vom Land erhalten wir nicht.“

Was die Dorstenerin ein wenig wurmt: „Wir werden vor allem auch von Tierheimen angefragt. Die wissen nämlich oft nicht, wie sie die Abgabe-Schildkröten halten sollen.“ Auch das Dorstener Tierheim steht mit der Schildkrötenauffangstation in Kooperation. „Ich habe auch den Bürgermeister jetzt noch einmal angeschrieben, ob sich nicht doch etwas machen lässt“, gibt Klobusch die Hoffnung nicht auf.