Duisburg. . Rainer Schaller übernimmt die moralische Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe: „Ohne die Veranstaltung wären die Menschen nicht gestorben“, sagt Schaller in einer VOX-Doku. OB Sauerland wehrt sich gegen Vorwurf der rechtswidrigen Genehmigung.

Rainer Schaller sieht sich als Veranstalter der Loveparade in einer moralischen Verantwortung für die Katastrophe von Duisburg mit 21 Toten und Hunderten Verletzten. „Ohne die Veranstaltung wären die Menschen nicht gestorben“, sagt Schaller in einem Interview mit Spiegel TV. Das Zitat stammt auch der Doku „Die Duisburger Loveparade - eine amtlich genehmigte Katastrophe“, die VOX am Samstag, 23. Juli, ab 22.10 Uhr ausstrahlt.

OB Sauerland wehrt sich vehement

Die 90-minütige Sendung will die Ereignisse der Loveparade 2010 in Duisburg rekonstruieren. So war für Sicherheitsforscher Dirk Oberhagemann, der die Loveparade für ein Forschungsprojekt von einem Hochhaus filmte, die Katastrophe absehbar: „Es sind Menschen gestorben, weil eine Veranstaltung auf einem nicht durchführbaren Gelände gewollt wurde.“

Diesen Vorwurf wehrt Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland in der Doku rigoros ab: „Das war keine Genehmigung, wo man auf Druck von außen gesagt hat: Wir lassen hier Fünfe gerade sein. Nein, wir haben auf unsere Rechtposition immer hingewiesen und beharrt und haben dafür gesorgt, dass die auch alle erfüllt werden.“

Im Interview verkündet der OB Sauerland selbstbewusst: „Ich habe für mich entschieden dass ich so lange im Amt bleibe wie ich gewählt bin! Außer man weist mir vorher nach, dass in meinem Verantwortungsbereich Dinge passiert sind, die zu dieser Katastrophe geführt haben, ohne auch dass ich selbst dafür unterschrieben habe, es braucht nur in meinem Verantwortungsbereich passiert zu sein.“

Leitender Notarzt beklagt schlechte Organisation bei der Loveparade

Laurentius Kolodziej war der leitende Notarzt bei der Loveparade in Duisburg. Er beklagt nicht nur, dass er in die Vorbereitungen nicht mit einbezogen wurde, sondern auch die schlechte Organisation vor Ort. „Als ich morgens ankam, wurde mir mitgeteilt, dass ich keinen Piepser und kein Funkgerät zur Verfügung gestellt bekomme.“ Auch seine Bedenken bezüglich des eingezäunten Geländes wurden ignoriert: „Als ich dann am Mittag einem hohen Mitglied der Feuerwehrleitung gesagt habe, dass ich als leitender Notarzt die Sanitätsstellen nicht anfahren kann, weil dieser Zaun da ist, wurde mir gesagt: ,Wissen wir.’“ Sein Fazit: „Die Loveparade steht für mich für falschen Ehrgeiz von Politikern.“

Die Staatsanwaltschaft spricht mittlerweile öffentlich von einer „rechtswidrigen Genehmigung der Loveparade“, ermittelt gegen 16 Personen. Rainer Schaller und Adolf Sauerland sind nicht darunter.