Afferde. .

„Wir sind im Winter aus- und jetzt im Sommer wieder eingezogen“, umschreiben es die Hausbesitzer mit knappen Worten. Im Garten vor ihrem Einfamilienhaus an der Vaersthausener Straße 96 in Unna-Afferde tat sich am 22. Februar um 11 Uhr plötzlich der Boden auf. Ein Tagesbruch mitten im Wohngebiet, der nach fast 18 Wochen und exakt 120 Tagen soweit gesichert wurde, dass das evakuierte Paar jetzt wieder einziehen durfte. Dafür war grünes Licht per Verfügung des Ordnungsamtes nötig, das auch die Räumung aus Sicherheitsgründen angeordnet hatte.

„Ich hab’ zuerst an einen Gasleitungsschaden gedacht und den Störungsdienst alarmiert“, berichtet die Rentnerin. Schnell war klar, dass kein Leitungsschaden das Erdloch verursacht hatte, in dem nicht nur der schmucke und tonnenschwere Findling vor dem Haus, sondern auch satte 30 Kubikmeter Boden verschwunden waren. Direkt vor der Hausecke an der Eingangstür, so dass auch die Statik des 1988 errichteten Baus akut gefährdet war.

Das ausquartierte Ehepaar kam im Hotel Katharinen-Hof unter und verlebte dort bange Stunden und erste Tage, weil der zunächst tätige Ingenieur schnell einen großen Hohlraum im Untergrund ermittelte und die Sanierungskosten auf eine fünf-, wenn nicht sogar sechsstellige Summe schätzte. Gelder die das Paar schnell finanziell überfordert hätten, das das ruhige Afferder Wohngebiet bewusst als Altersruhesitz gewählt hatte.

Große Erleichterung dann, als sich die Vermutung bestätigte, dass das Wohnhaus genau über dem alten Soleschacht der in den 1960er Jahren abgerissenen Feuer(Dampf)maschine errichtet wurde. Denn die Ruhrkohle AG übernahm jetzt das Ruder und erklärte sich als Rechtsnachfolger des Bergwerks Königsborn bereit, die Verantwortung für den Bergschaden zu übernehmen; inklusiver aller Sanierungs- und Unterbringungskosten.

Tagesbruch mit Spezialbeton verfüllt

„Zunächst sind wir von vier Wochen ausgegangen, aber dann wurde die Frist immer wieder verlängert“, erzählt das Paar. „Beide haben hervorragend mit uns kooperiert und viel Geduld bewiesen“, lobt der Leiter des RAG-Schachtmanagements, Thomas Brambrink. Die Sanierung habe ihre Zeit gedauert, da der Schacht eine Teufe von satten 50 Metern gehabt habe und mit 440 Kubikmetern Spezialbeton bis fünf Meter unter Grund verfüllt wurde. Daran hätten sich Bodeninjektionen mit 14000 Litern Blitzdämmer angeschlossen, „um punktuell die Statik zu sichern, und das Fluten umliegender Rohrleitung mit Beton zu verhindern“.

Glücklich, nun wieder im vom Tagesbruch bedrohten Eigenheim in Unna-Afferde zu wohnen, sind sichtlich nicht nur die Hausbesitzer, sondern auch Katze Carla, die ebenfalls ausquartiert werden musste – zu Freunden ins Sauerland.