Königsborn. .
Schuld am Tagesbruch in Königsborn ist womöglich nicht der Kohlebergbau, sondern der Salzabbau in der alten Salinen-Stadt. Die Ruhrkohle AG ist mit schwerem Gerät anrückt, um Tiefbohrungen bis in 50 Metern durchzuführen.
Mit Hochdruck arbeiten die Experten an der Ursachensuche für den Tagesbruch im Vorgarten eines Einfamilienhauses an der Ecke Vaersthausener Straße/Sperberstraße in Unna-Königsborn. Eine Spur führt möglicherweise bis tief in die Geschichte und die Unnaer Bergbautradition. Grund dafür, dass sich am Mittwochnachmitag (23. Februar 2011) die Ruhrkohle AG für zuständig erklärte und jetzt mit schwerem Gerät anrückt, um Tiefbohrungen durchzuführen. Möglicherweise Glück im Unglück für die ausquartierten Hausbesitzer, wenn die RAG auch die immensen Sanierungskosten übernimmt.
Womöglich ist nicht der Kohlebergbau Schuld am abgesackten Boden, sondern der Salzabbau: „Dass die Königsborner Salinentradition bei dem Tagesbruch möglicherweise eine Rolle spielt“, hatte Karsten Weber schon am Mittwochmittag vermutet. Der von der Bauaufsicht der Stadt beauftragte Geologe ging für sein Gutachten zweigleisig vor. Einerseits führt er im Schadensbereich Bodenuntersuchungen durch, und andererseits beschäftigt er sich mit der lokalen Geschichte, insbesondere den Bergbauaktivitäten vor Ort.
Bohrer sackte plötzlich ab
Kohlebergwerke hat es auch in Königsborn gegeben, aber keinen Schacht im direkten Umfeld der Schadstelle. „Das Deckgebirge im Untergrund ist hier mindestens 100 Meter stark“, informiert Julia Beuerlein von der Bezirksregierung nach Rücksprache mit dem Bergamt. So dass die Flöze in Königsborn nicht oberflächennah abgebaut werden konnten und Tagesbrüche eigentlich nicht möglich sind.“
Dass vielmehr die einstige Salzgewinnung in Königsborn für den Schaden verantwortlich sein könnte, dafür hat Geologe Weber einige Indizien gefunden. „Zunächst allein der Name der Nachbarstraße, in die die Sperberstraße mündet: An der Feuermaschine.“ Eine Bezeichnung für den Standort der Dampfmaschine, die 1799 für die Saline in Betrieb genommen und erst 1932 endgültig stillgelegt wurde. Ein weiterer Blick in die Geschichtsaufzeichnungen belegt zudem, dass um 1750 fünf neue Brunnen zur Ersetzung erschöpfter Solen abgeteuft wurden. Darunter der Brunnen „Klevischer Favorit“ östlich der Vaersthausener Straße am Katernborn.
Selbst nach 15 Metern kein fester Grund
Bei ihrer Ursachensuche testen die Geologen die Festigkeit des Untergrundes durch Bohrungen rings um die Schadstelle, in die mit rund 30 Kubikmetern mehr als ein Sattelzug voll Erde verschwand. „Gemäß dem geologischen Bodenbild müssten wir nach fünf bis sieben Metern auf festes Gestein stoßen“, so Weber. Was auch erwartungsgemäß immer wieder zutraf, bis am Donnerstag plötzlich der Bohrer absackte. „Selbst nach 15 Metern Tiefe haben wir noch keinen festen Grund erreicht.“
Die Auswertung des Bohrkerns erhärtete den Verdacht des Geologen. Weber: „Wir haben im Lehmmergel Holzfragmente gefunden. Die sind nicht zufällig im Boden, sondern könnten Reste eines Schachtverbaues sein.“ Eine Vermutung, die von der in die Untersuchung einbezogene RAG am späten Nachmittag bestätigt wurde. Weber: „Auf alten preußischen Karten ist in dem ermittelten Bereich ein etwa zwei mal zwei Meter großer Salinenschacht verzeichnet.“ Grund dafür, dass Weber seine Arbeiten einstellen durfte, denn ab sofort übernimmt die RAG die Regie vor Ort.
Grund: Als Rechtsnachfolger der Königsborner Bergbautätigkeiten und somit als Eigentümerin des einstigen Bergwerkfeldes sieht sich die RAG in der Verantwortung. Das Unternehmen kündigte an, dass nun Experten der DMT (Deutsche Montan Technologie) mit schwererem Gerät anrücken, um Bohrungen bis 50 Metern Tiefe durchzuführen.