Oberhausen.

Maria Schütze aus Oberhausen ist mit Monstern und Spukgestalten aufgewachsen. In ihrer Familie dreht sich alles um die Geisterbahn. Ein Leben auf dem Rummel - momentan gastiert der Kirmes-Klassiker in Sterkrade.

Wann sie sich das letzte Mal so richtig erschreckt hat, weiß Maria Schütze nicht mehr genau. Die 16-Jährige zieht die Augen nach oben, runzelt ein wenig die Stirn. „Wahrscheinlich“, sagt sie nach einer kurzen Pause, „war es in einer Geisterbahn“. Dieser Umstand verwundert nicht wirklich - oder vielleicht gerade doch. Denn Maria Schütze ist mit Geistern, Zombies und Untoten aufgewachsen.

Schreckgestalten verstehen ihren Job

Maria Schütze lacht. „Als Kind habe ich mich vor den Figuren noch gegruselt. Das hat irgendwann aufgehört - als ich gemerkt habe, dass wir nur freundliche Geister in unserer Bahn haben.“ Die Schreckgestalten verstehen etwas von ihrem Job. Schallt es doch vor der „großen Geisterbahn“, die derzeit auf der Fronleichnamskirmes am Neumarkt aufgebaut ist, schier schauerlich aus den Boxen: „Laute Geister...“ Mancher Knirps zuckt zusammen. Die Geisterbahn ist nichts für Angsthasen.

Maria Schütze gehört zur Schaustellerfamilie ihres Vaters Ronny Schütze, die seit Generationen als Bestücker der Kirmessen durch die Lande zieht. Von Ort, zu Ort, von Kirmes, zu Kirmes. Ein Leben mit vielen Ortswechseln - und noch mehr Wechselspielen. Am jeweiligen Kirmesort wechselt Maria in eine neue Klasse. Eine feste Schule, immer die gleichen Freunde - für sie fremd. „Das stört mich nicht“, sagt sie. Im Gegenteil. „Ich lerne viele Leute kennen. Auch die Schausteller kennen sich untereinander.“

Klar, dass sie in ihren Gastklassen Fragen beantworten muss. „Meine Mitschüler finden das natürlich sehr interessant.“ Geister reisen nicht einsam. „Wir sind außerdem immer als Familie unterwegs.“ Und im Wohnwagen, dem mobilen Haus der Schaustellerfamilie, hat jeder seine Aufgabe. Im Sommer ist die Familie samt Monster-Zuwachs beinahe ohne Unterbrechung unterwegs. Dann ist Saison, die Kirmestermine drängen sich. Mitunter ist es eine Zeit des Verzichts. „Urlaub? Der ist dann natürlich nicht möglich.“ Erst wenn im Dezember die große Bahn zum letzten Mal abgebaut wird und zurück in die Hallen nach Buschhausen rollt, ist Zeit für Entspannung.

Nichts für Angsthasen

Maria Schütze: „Dann muss man aber schon etwas weiter fliegen, um noch die Sonne zu sehen. Mallorca reicht dann nicht mehr aus!“ Trotz aller Einschränkungen. Nach ihrem Schulabschluss wird Maria beruflich ins elterlichen Geisterbahngeschäft einsteigen - die Tradition weiterführen. „Das war mir sofort klar. Über einen anderen Beruf habe ich mir keine Gedanken gemacht.“ Maria Schütze ist in der Welt des Rummels aufgewachsen. Hier fühlt sie sich wohl. Die Spukgestalten gehorchen ihr aufs Wort - oder auf Knopfdruck. Kartenverkauf an der Kasse. Einlassen der Waggons. Aufgaben gibt es in einer Geisterbahn genug.

Natürlich wachsen ihr die Schreckgestalten ans Herz. „Dort oben steht mein Zottelmonster“, sagt sie und deutet auf ein grünes Ungetüm, das auf dem Vordach der Bahn montiert ist. Alle Figuren haben ihre Spitznamen. Einige hat Maria Schütze mit ausgesucht. „Hexe Wackelzahn, Dracula, Ei-Jei-Jei!“ Die Geister, die sie rief.

Wer glaubt, das Reich des Schreckens sei Maria Schützes ganze Leidenschaft, der täuscht sich jedoch. „Wir sind eine Familien-Geisterbahn, in der man beim Erschrecken doch Spaß haben soll“, sagt sie und grinst. Und: „Horrorfilme, die mag ich überhaupt nicht.“