Oberhausen. .
So sind sie, die Oberhausener. Am Mittwoch vor Fronleichnam ziehen die Kirmes-Gänger einen Feiertag einfach vor. Über die kommunikativen Rituale an „Kirmesheiligabend“ schreibt Dirk Hein in seiner Kolumne.
In Oberhausen wird ein Feiertag im Jahr regelmäßig vorgezogen. Der Kirmes-Heiligabend gehört nach Sterkrade wie Geisterbahn und Riesenrad. Am Mittwoch vor Fronleichnam versammeln sich alle kollektiv an der Startlinie zum sechstägigen Rummel-Ringelpietz: Kinder zählen ihr Kirmes-Taschengeld, Schausteller die Eintrittskarten, Softeis-Freunde die Kalorien.
Der Premierenabend ist den Anhängern der Fronleichnamskirmes seit Jahren „heilig“. Sehen und gesehen werden. Die Quote der spontanen Plauder-Stopps wird in den Straßen des Stadtteils beachtlich sein.
Der Premierentag ist den Kirmesfans „heilig“
Problematisch wird es nur, wenn man vor lauter Vorfreude die Hauptvorstellung verpasst. Neulich berichtete in der Bahn ein Mann im mittleren Alter über seine Erlebnisse aus dem Vorjahr. Den alten Klassenkameraden auf den ersten Metern der Kirmes zu treffen, sei eine große Freude gewesen. Die Zeitreise zurück zu Pauker-Geschichten und Lümmeleien aus Jugendzeiten stellte sich aber als abendfüllend heraus. Als die beiden Schulbankfreunde sich von ihrem Gespräch losreißen konnten, war das Personal an den Schlemmerständen und Karussells schon längst damit beschäftigt, den Kassensturz zu machen.
Was also hat der bahnfahrende Kirmes-Fan daraus gelernt? Dass alles eine Frage der Technik ist? Kirmesgänger bei der Kommunikation nicht knickerig sein, sondern nur den rechtzeitigen Absprung schaffen müssen? Falsch! Der Herr tröstete sich pragmatisch mit den fünf verbleibenden Kirmestagen. Verabreden wollte er sich mit seinem alten Kumpel dazu aber nicht.