Essen. . Nach der Kulturhauptstadt 2010 werden die Planungen für ein neues Leitprojekt im Ruhrgebiet konkreter. Landesregierung und Initiativkreis Ruhr planen die „Klima-Expo“, die ähnliche Strahlkraft entfalten soll wie einst die IBA.

Auf die Kultur folgt das Klima: Gut vier Monate nach dem Ende des Kulturhauptstadtjahres 2010 werden die Planungen für ein neues Leitprojekt im Ruhrgebiet konkreter. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht ein Vorhaben namens „Klima-Expo“, das ähnliche Strahlkraft entfalten soll wie die Kulturhauptstadt Ruhr und die Internationale Bauausstellung Emscher-Park (IBA).

Die IBA, die von 1989 bis 1999 lief, war ein auf zehn Jahre angelegtes Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen. Nun ist erneut von einem „Dekadenprojekt“ die Rede, das den Strukturwandel an der Ruhr vorantreiben soll. Diesmal geht es um eine gemeinsame Initiative der NRW-Landesregierung mit dem Unternehmensnetzwerk Initiativkreis Ruhr.

Geplant ist, das bereits auf den Weg gebrachte Projekt „Innovation City“ in Bottrop als Kern für die „Klima-Expo“ in NRW zu nutzen. „Wie schon bei Kulturhauptstadt Ruhr 2010 erfolgreich bewiesen, können das Land, die Kommunen des Ruhrgebiets und der Initiativkreis Hand in Hand viel erreichen“, sagte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). „Wir sollten diese geübte Zusammenarbeit nun gemeinsam fortsetzen.“ Eine entsprechende Kooperation vereinbarten Ministerpräsidentin Kraft und der Moderator des Initiativkreises Ruhr, Bodo Hombach, bei einem gemeinsamen Treffen, an dem auch NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) teilnahm.

Alle Akteure sollen an einen Tisch

Viele Details zum neuen Großprojekt sind noch offen. NRW-Regierungschefin Kraft will nun mit Unterstützung von Hombach alle relevanten Akteure zu einer gemeinsamen „Ruhr-Initiative“ einladen, um die Ideen, Themen und Konzepte zu bündeln.

Es gehe nicht um eine Ausstellung nach dem Vorbild der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover, sondern um die Präsentation zahlreicher „Projekte und Kompetenzen einer Region im Wandel“, heißt es in der Staatskanzlei. Auch in ih­rem Koalitionsvertrag hatten sich SPD und Grüne für eine Klimaschutz-Expo ausgesprochen. Neben der „Innovation City“ in Bottrop soll außerdem der ökologische Umbau der Emscher „ein wichtiger Nukleus des neuen Dekadenprojekts sein“.

Für Initiativkreis-Moderator Bodo Hombach hat die enge Zusammenarbeit mit der Landesregierung auch indus­triepolitische Bedeutung: „Das Ruhrgebiet war der Motor für den deutschen Wohlstand. Die große Chance für die Zukunft liegt in seinen traditionellen Stärken, wenn es gleichzeitig offen für innovative Entwicklungen ist.“

Bereits heute engagiert sich die Landesregierung für das Projekt „Innovation City“. In Bottrop soll innerhalb der nächsten zehn Jahre ein bundesweit einzigartiges Energiespar-Viertel entstehen. Das Projektgebiet für die „Klimastadt der Zukunft“ mit rund 70 000 Einwohnern umfasst eine Fläche von etwa 2500 Hektar im Bottroper Süden und in der Innenstadt. Ge­plant ist, in diesem Umkreis möglichst den gesamten Ge­bäudebestand zu sanieren, um den Energieverbrauch kräftig zu drosseln. Ziel ist es, den Energiebedarf bis zum Jahr 2020 zu halbieren.

Auch Kanzleramtschef Ro­nald Pofalla (CDU) hatte Unterstützung signalisiert. Bot­trop hofft zudem auf Mittel der Europäischen Union. Unter Federführung der Düsseldorfer Staatskanzlei arbeiten der Initiativkreis und die Stadt daran, EU-Mittel für das Projekt zu gewinnen. Geplant ist außerdem eine „Geberkonferenz“, die im Sommer stattfinden soll. Es zeichnet sich ein weiterer bemerkenswerter Schulterschluss ab. So wird EU-Regionalkommissar Johannes Hahn am 2. September in Bottrop erwartet. In einer gemeinsamen Sitzung wollen EU-Kommissar Hahn, Kanzleramtschef Pofalla sowie Mitglieder des Landeskabinetts und des Initiativkreises über weitere Kooperationen in Sachen „Innovation City“ beraten.