Duisburg. . Das Ruhrgebiet schneidet im Wettbewerb mit anderen Regionen wieder besser ab. Das ist das Ergebnis einer breit angelegten Studie, die das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Initiativkreises Ruhr erstellt hat.
Der so genannte „Ruhr 2030 Index” wurde zum dritten Mal vorgelegt. Er soll zeigen, wie sich das Ruhrgebiet im Rennen mit den 40 größten Städten Deutschlands und den zehn wirtschaftsstärksten Regionen Europas schlägt.
Die Systematik ist etwas kompliziert: Es gibt ein 100-Prozent-Ziel. Erreicht das Ruhrgebiet diese Marke, zählt es zum besten Drittel im Regionenvergleich. Der Initiativkreis Ruhr strebt an, dass das Revier bis zum Jahr 2030 zu dieser Spitzengruppe gehört. Aktuell werden 52,4 Prozentpunkte erreicht. Im Vorjahr waren es lediglich 48,4 Punkte. „Das Ruhrgebiet ist seinem Ziel, eine Spitzenregion zu werden, ein kleines Stück näher gekommen“, sagte Karl Lichtblau, der Chef des Instituts IW Consult, bei der Präsentation der Studie in der Haniel-Firmenzentrale in Duisburg.
Der „Ruhr-Index“ ist eine Art Röntgenblick ins Revier. Durch ihn soll sichtbar werden, wie fit das Ruhrgebiet im Wettbewerb der Regionen ist. Untersucht werden die Bereiche Wirtschaft, Politik, Bildung und Forschung, Mobilität, „Humankapital“ und „Lebensqualität“. Hierzu durchforstet IW Consult Behörden- und Firmendatenbanken, studiert Staumeldungen oder Flugpläne und lässt Befragungen anfertigen.
Pluspunkt Hafen
Positiv wirkten sich bei der aktuellen Messung relativ gute Zahlen zur Beschäftigungsentwicklung sowie der regionalen Wirtschaftskraft aus. Ein Beispiel: Zwar ging die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Ruhrgebiet zuletzt um 4,1 Prozent zurück, in einem großen Teil der Vergleichsregionen fiel das Minus aber noch größer aus.
„Es lässt sich erkennen, dass das Ruhrgebiet gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervorgeht“, sagte Initiativkreis-Moderator Bodo Hombach, der auch WAZ-Geschäftsführer ist. „Die Verbesserung im Index zeigt, dass sich das Ruhrgebiet im internationalen Standortwettbewerb behaupten kann. Wir müssen allerdings besonders in den Bereichen Infrastruktur, Lebensqualität und Bildung noch hart arbeiten.“
Ein wesentlicher Grund für die Verbesserung beim Ruhr-Index lautet: Die Region kommt dem Ziel, eine „mobile Spitzenregion“ zu sein, deutlich näher. Der entsprechende Wert im Index schnellte von 44,6 auf 85,7 Punkte in die Höhe. Hintergrund ist allerdings vor allem der Aufwärtstrend bei den Flughäfen und Binnenhäfen der Region.
Problem Stau
Mit Blick auf den Straßen- und Schienenverkehr kommt die Studie zu einem ernüchternden Urteil: Autofahrer im Revier stehen demnach annähernd doppelt so häufig im Stau wie in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens. „Das ist eine massive Beeinträchtigung für die Attraktivität des Standorts“, sagte Erich Staake, Vorstandschef der Duisburger Hafen AG und Co-Moderator des Initiativkreises. Staake appellierte an Bund und Land, die Autobahnen im Revier rasch auszubauen.
Insgesamt fällt die Bewertung der Politik durch die Mitgliedsunternehmen des Initiativkreises Ruhr schlechter aus als im Vorjahr. Das könne an der „nicht gerade wirtschaftsfreundlichen Neuausrichtung in der Regierungspolitik nach den Landtagswahlen 2010“ liegen, sagte Hombach. Auch die Haushaltsphilosophie der Landesregierung sei „für Wirtschaftskundige ohnehin befremdlich“. Bezogen auf die Projekte des Initiativkreises sei die Zusammenarbeit mit der neuen Landesregierung aber gut. Ein Beispiel sei die „Innovation City“ in Bottrop.
Im Bereich „Bildung und Forschung“ blieb der Index stabil auf einem unterdurchschnittlichen Wert. Schlecht schneidet das Revier insbesondere in den Bereichen „Kinderbetreuung unter drei Jahren“ und „Schulabgänger mit Hochschulberechtigung“ ab. Haniel-Chef Jürgen Kluge, der auch Mitglied im Initiativkreis ist, mahnte: „Es darf niemand im Ruhrgebiet die Schule ohne Abschluss verlassen.“
Auch in der Kategorie Lebensqualität hinkt das Revier hinterher. Gründe hierfür sind schwache Werte in den Bereichen „Feinstaubbelastung“, „Ärzte je Einwohner“ und „Gästeübernachtungen“. Jan-Peter Nissen, neuer Geschäftsführer des Initiativkreises Ruhr, sagte: „Wir müssen mehr unternehmen, um die Lebensqualität weiter zu steigern und die bereits vorhandenen Vorzüge der Region herauszustreichen.“