Kamen. .

Erneut entflammt ist die Diskussion um das Zölibat der Priester in der katholischen Kirche. Angefacht durch namhafte CDU-Politiker, die das Eheverbot für Geistliche in einem Brief an die Bischöfe in Frage stellen. Welche Folgen das Zölibat für eine Gemeinde haben kann, mussten bereits die Mitglieder der „Heiligen Familie“ in Kamen erleben.

Gerade mal vier Jahre ist es her, dass die Gemeinde von heute auf morgen ohne geistlichen Beistand da stand, weil der seine Beziehung zu einer Frau dem Bischof mitgeteilt hatte. „Es war mir klar, wenn ich es sage, bin ich draußen. Für die Gemeinde sah es aus wie eine Flucht, ich durfte mich nicht erklären“, sagt Thomas Thiele heute. Er hat inzwischen die römisch-katholische Kirche ganz verlassen und arbeitet in der alt-katholischen Kirche als ehrenamtlicher Priester. Das Festhalten der katholischen Kirche am Zölibat ist für ihn ein Machtspiel und verprelle durch nur jene, die noch an der katholischen Kirche festhalten.

„Es ist ein Machtspiel“

„Für mich ist es ein wesentliches Recht der Gemeinde, die Eucharistie vor Ort feiern zu können, der Priestermangel macht dies vielerorts unmöglich. Doch die Kirche bewertet das Gesetz des Zölibats höher als das Recht der Gläubigen auf den Empfang der Eucharistie. So werden gut funktionierende Gemeinde zerschlagen und das ist in meinen Augen sündhaft, “ sagt Thiele.

Franz-Hugo Weber, Vorsitzender der Kolpingsfamilie in Kamen, findet zwar ebenfalls, dass Seelsorger heute immer weniger Zeit haben, will aber dennoch am Zölibat festhalten: „Es ist für mich ein Problem, wenn ein Priester junge Leute vermählt und selbst zweimal geschieden ist, “ sagt Weber. Ralf Eisenhardt, Christdemokrat und einstiges Mitglied im Zentralkomitee Deutscher Katholiken, führt heute die Gemeinschaft katholischer Soldaten im Kreis Unna und sieht die Diskussion relativ gelassen: „Von mir aus kann ein Priester verheiratet sein, es macht aber auch nichts, wenn er zölibatär lebt“, sagt Eisenhardt. Selbst wenn ein Priester eine Familie gründen wolle, sei dies kein Widerspruch zum Pfarramt. „Auch verheiratete Pfarrer sind gute Pfarrer.“

Gewissensfagte

Für den CDU-Stadtverbandsvorsitzender Wilhelm Kemna ist das Ganze eine Gewissenfragen, die jeder für sich selbst verantworten sollte. Das Zölibat werde diktiert und dem müsse man folgen. Allerdings hätte er auch nichts gegen einen Wandlungsprozess in der Kirche.

Für Pfarrer Nake steht fest, dass die Kirche am Zölibat als Zeichen der Treue unbedingt festhalten muss, aber: „Zölibatär zu leben heißt ja nicht, als Single zu leben.“ Auch er lebe mit Pfarrer Meinolf Wackler in einem brüderlichen Miteinander zum Austausch des Glaubens – nicht, ohne den Bischof vorher um Erlaubnis gebeten zu haben. „Als Single zu leben, könnte ich mir nicht vorstellen, ich komme aus einer großen Familie.“