Schwerte. .

Viel mehr Schäfchen als sonst haben die Herde verlassen: Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche ist im vergangen Jahr erheblich gestiegen. In der St. Mariengemeinde (mit den Bezirken Marien, Geisecke, Holzen, Ergste und Villigst), waren es 88, im Vorjahr 60. Auf den gesamten Pfarrverbund bezogen kehrten 113 Getaufte ihrer Kirche den Rücken, im Vorjahr waren es 76.

Die Ursachen für diese Entwicklung sieht Pfarrer Peter Iwan vornehmlich in den Skandalen um pädophile Priester begründet. Dabei handelt es sich weniger um eine Vermutung, sondern schon um recht gesicherte Erkenntnisse. „Denn wir schreiben diejenigen, die die Kirche verlassen an, und bitten sie, uns einen Bogen mit Fragen zu ihrer Entscheidung zurückzusenden“, so der Geistliche.

Der Rücklauf sei erstaunlich hoch und liege bei einer Quote zwischen 80 und 90 Prozent, berichtet Peter Iwan. Häufig werde als Grund „das Erscheinungsbild der Kirche“ angekreuzt. Damit seien wiederum mit Blick auf das vergangene Jahr die Vorgänge gemeint, die in der Öffentlichkeit für Ärgernis und Unverständnis gesorgt haben.

Ganz allein sei es damit aber nicht getan. Der Zölibat, die Nicht-Zulassung der Frau zum Priesteramt oder auch Aussagen bzw. Auftreten von Bischöfen finden sich als weitere Gründe, die Kirche zu verlassen, berichtet der Seelsorger.

„Interessanterweise“ werde so gut wie nie das „Erscheinungsbild der Kirche vor Ort“ angeführt. Vorsichtig gibt sich der Seelsorger allerdings bei der Deutung. Es könne zum einen heißen, dass die Betreffenden mit der Ortskirche durchaus positive Erfahrungen gewonnen haben, aber dennoch mit der Kirche in ihrer Gesamtheit nichts mehr anzufangen wissen. Es sei aber auch möglich, dass überhaupt kein Bezug zur Gemeinde bestehe und diese somit bei der Entscheidung überhaupt keine Rolle gespielt habe.

Als weiterer Aspekt, und das spiegele die Resonanz aus den Fragebogen wider, sei die Kirchensteuer, die manch einer nicht mehr zu zahlen gewillt sei, erklärt Iwan.

Weniger drastisch nimmt sich die Entwicklung bei den Protestanten aus: In den drei Gemeinden (Ergste, Westhofen, Schwerte) wandten sich 119 Frauen und Männer von der Kirche ab, 107 waren es im Jahr zuvor. Jeder einzelne Austritt sei mehr als bedauerlich, sagt Pfarrer Klaus Inhetveen, Vorsitzender des Presbyteriums der Schwerter Kirchengemeinde. Er hat die Erfahrung gewonnen, dass insbesondere Neuzugezogene den Ortswechsel zum Anlass nehmen, der Kirche ade zu sagen.