Dorsten. .

Die LWL-Stiftung fördert das neue Großprojekt „Heimatkunde“ im Jüdischen Museum mit 420 000 Euro – und unterstreicht damit die Bedeutung des Hauses. Als Träger scheidet die Stiftung allerdings aus.

Die Nachricht (LWL-Kulturstiftung finanziert Projekt mit 420 000 Euro) hat eine größere Botschaft: „Wir leben in Zeiten, in denen über Museumsschließungen diskutiert wird. Da wollen wir deutlich machen: Das Jüdische Museum Westfalen ist unverzichtbar für NRW und ich bin froh, dass es dieses Haus gibt“, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch am Dienstag bei einem Besuch in Dorsten.

Schon, dass es das Jüdische Museum überhaupt gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Wesentlichen durch ehrenamtliches Engagement gegründet, aufgebaut und bis heute getragen, lebe es eigentlich andauernd in prekärer Lage, erklärt Geschäftsführerin Gisela Brückner. So weiß auch Kirsch, dem Museum durch die LWL-Kulturarbeit lange verbunden: „Auf Dauer ist dieses Haus nur durch eine institutionelle Förderung zu halten.“

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Der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) scheide als Träger allerdings aus, so Kirsch. Seine Kulturstiftung aber finanziert nun das neue Großprojekt des Museums mit. „Heimatkunde“, lautet der Arbeitstitel. In drei Jahren soll ergründet werden, ob es eine spezifische jüdische Identität in Westfalen gab. Der Schwerpunkt der Forschung wird dabei auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegen, sagt Dr. Norbert Reichling, Vorsitzender des Trägervereins und Leiter des Museums. Von den Gesamtkosten (630 000 Euro) trägt die LWL-Stiftung zwei Drittel. Thomas Ridder, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, wird sich mit der Hälfte seiner Stelle um das Projekt kümmern, Dr. Iris Nölle-Hornkamp kommt für drei Jahre dazu. Ziel ist eine durchaus groß angelegte Ausstellung Ende 2013 oder Anfang 2014 sowie ein begleitendes Buch. Nach ersten Vorarbeiten soll es schon in diesem Jahr ein wissenschaftliches Symposium zum Thema geben.

Das Forschungswerk sichert das Museum für drei weitere Jahre und gewährt so Luft, die Zukunft zu planen. Es sei „eine Brücke“, so Reichling. Gespräche über eine institutionelle und dauerhafte Finanzierung werden schon lange geführt und Reichling ist sicher, dass es ein gutes Ende gibt: „Wenn wir nicht Optimisten wären, säßen wir nicht hier“, lacht der Museumsleiter.

Kirsch betont, dass die Förderung „eine außergewöhnlich hohe Summe“ sei. Das Kapital aus dem Verkauf der LWL-Beteiligung am Stromversorger RWE (100 Mio Euro) wirft jährlich etwa drei Millionen Euro Zinsen ab. Eine Hälfte dieser Erträge fließt in Projekte der 17 verbandseigenen Museen, die andere in Projekte außerhalb. Wenn die Münsteraner – getragen von 220 Kommunen – in den nächsten drei Jahren also zehn Prozent der frei verfügbaren Mittel dem Dorstener Museum zur Verfügung stellen, unterstreicht dies die Bedeutung des Hauses und sei zugleich „ausdrückliche Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements vor Ort“, so Kirsch.

Das wird auch noch gebraucht, um das Projekt Heimatkunde vollständig zu finanzieren. Das Museum muss 125 000 Euro Eigenanteil aufbringen. 25 000 Euro hat die Krupp-Stiftung bereits zugesagt, Gespräche mit der NRW-Stiftung (hat das Museum immer wieder unterstützt) laufen noch.