Kamen. .

Wem die EC-Karte gestohlen wird, möchte nicht nur sein Eigentum zurück. Ihm ist auch dran gelegen, dass der Täter oder die Täter ermittelt und bestraft werden. Geldinstitute ticken da mitunter anders.

Wenn jemand einen Geldautomaten manipuliert oder mit einer gestohlenen EC-Karte Geld abhebt und dabei von der Kamera gefilmt wird, dann haben einige Banken wenig bis gar „kein Interesse daran, dass die Betrüger gefasst werden“. weiß die Sprecherin der Kreispolizei, Ute Hellmann. Es gebe Institute. sagt sie, die sich von der Polizei das von einer Kamera aufgenommene Material, das in der Regel von miserabelster Qualität ist, bezahlen ließen. Was nach dem Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen zwar ihr gutes Recht ist, gleichwohl aber einen faden Beigeschmack hinterlässt.

Hoher Arbeitsaufwand

Banker, sagt Hellmann, argumentierten nicht nur mit dem hohen Arbeitsaufwand. Sie erklärten zuweilen auch – mit dem Hinweis auf Versicherungen, die für den entstandenen Schaden aufkommen –, dass sie auf die Ermittlung des Täters verzichten könnten. Dabei sei die Aufklärungsrate nach einer Veröffentlichung von Fahndungsfotos in Zeitung und Internet sehr hoch, sagt Hellmann. Örtliche Täter würden oft von Nachbarn wiedererkannt. Und selbst „reisenden Tätern“ (das sind solche, die professionell über Weihnachts- oder Jahrmärkte touren, mit gestohlenen Geldkarten zu nächsten Bank gehen und die Stadt verlassen), käme die Polizei mit den Fotos häufig auf die Schliche. „Die sind meistens in der ganzen Republik abgebildet“, so Hellmann.

Eine Umfrage unter den hiesigen Banken ergab: In Sachen Gebührenerhebung ist die Welt in Kamen in Ordnung. „Uns ist sehr daran gelegen, dass Straftaten aufgeklärt werden“, erklärt Sparkassen-Sprecher Andreas Schlüter. Daher würde die Sparkasse Kamen der Polizei die Fotos grundsätzlich kostenlos zur Verfügung stellen – so denn ein richterlicher Beschluss vorliege.

Wobei Schlüter durchaus einräumt, dass der Arbeitsaufwand nicht unerheblich ist. weil jede Menge Filmmaterial gesichtet werden müsse. Gleichwohl gelte es, alles zu tun, um die Geldautomaten für die Kunden so sicher wie möglich zu machen. Dazu gehöre unbedingt auch die Aufklärung einer Straftat. Ähnlich argumentiert die Volksbank. Die kostenlose Bereitstellung von Fotos „ist für uns ein Service für die Polizei“, erläutert Prokurist Martin Eikel. Auch die Commerzbank erhebt keine Gebühren. „Im Moment ist das für uns kein Thema“, sagt Pressereferent Thomas Schwarz. Doch diskutiere das Unternehmen, ob man nicht bei „Fremdanträgen“ Gebühren erheben solle. Meint: Wenn mit der gestohlenen Karte beispielsweise eines Volksbankkunden an einem Commerzbank-Automaten Geld abgehoben wird und die Staatsanwaltschaft Bildmaterial fordert. Denn hier handele es sich ja nicht um den Betrug am eigenen Kunden, sondern an einem fremden, so Schwarz.