Duisburg. .
Sicherheitsforscher Dirk Oberhagemann hat die Videos von der Loveparade-Tragödie vom 24. Juli in Duisburg ausgewertet: Sein Fazit: Die Katastrophe war absehbar. Spätestens um 18/19 Uhr wäre die Situation sowieso eskaliert.
„Die Loveparade vom 24. Juli musste zwangsläufig in einer Katastrophe enden und hätte in dieser Form nie genehmigt werden dürfen.“ Zu dieser Auffassung ist Sicherheitsexperte Dirk Oberhagemann nach Analyse der Videomitschnitte gelangt. Nach Ansicht des Wissenschaftlers, der derzeit Risiken bei Großveranstaltungen untersucht, wäre die Veranstaltung zwischen 18 oder 19 Uhr aus dem Ruder gelaufen, selbst wenn alles optimal gelaufen wäre, weil einfach zu viele Personen für dieses Gelände und diesen Tunnel unterwegs waren.
Fehlerhafte Steuerung der Partywagen
„Entweder wäre die Stadt oder das Gelände überfüllt gewesen“, so Oberhagemann zur NRZ. Dass die Situation bei der Loveparade verhältnismäßig früh eskaliert sei, habe an der fehlerhaften Steuerung der Partywagen gelegen. „Die wurden zu nahe an der Rampe, auf der sich die tödlichen Unfälle ereigneten hatten, vorbeigeführt“, betont der Forscher. Dadurch bildete sich relativ schnell ein Rückstau. „Die Rampe hatte eine Fläche von circa 3 500 Quadratmetern. Wenn oben der Ablauf stockte, dauerte es etwa eine Viertelstunde, bis die Rampe voll war“, behauptet Oberhagemann.
„Im Ergebnis hätte die Stadtverwaltung das Wegekonzept des Veranstalters kritischer hinterfragen müssen.“ Der Wissenschaftler geht in seinen Berechnungen von 360 000 Menschen aus, die am Tag der Loveparade in der Innenstadt unterwegs gewesen sein sollen. Etwa 50 Prozent davon seien mit öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen. Nach anderen Quellen könnten sogar bis zu 90 Prozent der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Duisburg gekommen sein.