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Sommerzeit, Reisezeit - Baustellenzeit: Für Autofahrer wird der Ferienstart zum Stau-Slalom. Auf den NRW-Autobahnen wird an 25 Stellen gearbeitet. Auch auf den fünf wichtigsten Fernstrecken in Deutschland sind Großbaustellen eingerichtet.
Für Millionen Autofahrer wird der Ferienstart in diesem Sommer zum quälenden Stau-Slalom. Auf den fünf wichtigsten Fernstrecken in Deutschland (A 1, A 3, A 5, A 7 und A 8) sind Großbaustellen eingerichtet. Auf den NRW-Autobahnen wird an insgesamt 25 Stellen großflächig gearbeitet.
„Der Sommer ist nunmal witterungsbedingt unsere Hauptbauzeit“, erklärt Bernd Löchter vom Landesbetrieb Straßen-NRW. Vor allem der sechsstreifige Ausbau der A 1 gen Norden und die noch bis 2011 laufenden Arbeiten an der A 2 dürften den Urlaubsfluss stören. Auch die Baustellen auf der A 3 verlangen Autoreisenden Geduld ab.
30 Prozent mehr Verkehr
Erfahrungsgemäß gibt es am ersten Ferienwochenende auf den wichtigen NRW-Autobahnen gut 30% mehr Verkehr als sonst. Was in diesem Jahr hoffnungsvoll stimmt: Kein anderes Bundesland startet mit Nordrhein-Westfalen in die Ferien. Straßen-NRW hat sich nach eigener Aussage bemüht, die Verkehrsführungen innerhalb der großen Baustellen so zu gestalten, dass möglichst viele Fahrbahnen frei bleiben. „Zwei Fahrspuren werden hier immer offen bleiben, damit der Verkehr möglichst reibungslos läuft“, versichert Hauptgeschäftsführer Winfried Pudenz. Reibungslos hin oder her – langsamer geht es während der Baustellen aber auf alle Fälle zu. Hinzu ommt, dass dort jeder noch so kleine Unfall mit Stau bestraft wird.
Der beste Tipp: nicht am ersten Feriensamstag losfahren, sondern einen Tag früher oder später oder besser noch in der Woche drauf. „Und wer plant, erst am späten Nachmittag gegen fünf oder sechs loszufahren, sollte wissen, dass es auch dann noch warm ist“, empfiehlt Jacaueline Grünewald vom ADAC-Nordrhein.
Trend geht zu Urlaub
in Deutschland
Dort hat man in diesem Jahr einen Trend zum Urlaub in Deutschland ausgemacht, das bedeutet aber auch mehr Betrieb auf den Autobahnen. „Urlaub in Deutschland ist fast immer auch Urlaub mit dem Auto“, sagt Grünewald.
Am Baustellenmanagement in NRW mag die ADAC-Sprecherin nicht groß mäkeln. Im Bundesvergleich sei der Landesbetrieb durchaus ein Vorbild. Durch Nachtarbeit oder Bonus-/Malus-Regelungen für die Auftragsfirmen sei es gelungen, Beeinträchtigungen durch Baustellen zu verringern. Gleichwohl: „Optimierungsmöglichkeiten gibt es immer“, meint Grünewald. Die Anlieferung von Material und Geräten ließe sich verbessern ebenso die Koordination der Baustellen.
398 Autobahnbaustellen in ganz Deutschland
Im 25 000 Kilometer großen deutschen Autobahnnetz wird derzeit auf 398 Autobahn-Baustellen gearbeitet. Etwa 350 von ihnen bleiben mindestens noch bis Ende Juli bestehen. Dadurch wird nach einer Einschätzung des ADAC die freie Fahrt auf rund 800 Kilometern behindert.
Die Ursache für den Bauboom: Bis Ende 2010 müssen die Straßenbauämter die 1,8 Milliarden Euro ausgeben, die der Staat zur Ankurbelung der Konjunktur für den Ausbau und die Renovierung des Autobahnnetzes investiert.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der Autobahnabschnitte zu, auf denen entweder eine dauerhafte oder auch eine zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. „Viele Tempolimits sind neu hinzugekommen“, heißt es in einem Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen, der DerWesten vorliegt. Der Anteil der Strecken mit Begrenzungen stieg danach in vier Jahren um 12 Prozent oder rund 1100 Kilometer auf jetzt 7700 Kilometer.
Der Stau-Schwerpunkt im Norden
Wer an einem Ferienwochenende an die Nordsee will, sollte vor allem die A1 Bremen-Hamburg meiden. Hier wird die Fahrbahn zwischen Dibbersen und Stuckenborstel verbreitert. Auf 50 Kilometern behindern alleine neun Baustellen den Verkehr.
Die Engpässe im Süden
Fast alle großen Transitrouten sind verstopft. Die nach Einschätzung des ADAC schlimmste Staustrecke ist die A3 Frankfurt-Würzburg. Zwischen Aschaffenburg und Rottendorf sind auf 90 Kilometern acht Baustellen in beiden Richtungen eingerichtet, weil die Fahrbahn komplett erneuert wird.
Richtung Schweiz ist die A5 zwischen Baden-Baden und Lahr betroffen: Fünf Baustellen beeinträchtigen den Verkehr auf knapp 40 Kilometern. A7 (Fulda-Würzburg) und A8 München-Stuttgart sind insgesamt auf fast 80 Kilometern durch Brückenbauarbeiten und Spurverbreiterungen in Mitleidenschaft gezogen.
Anstrengendste Stau-Strecke liegt im Revier
Viele Arbeiten seien „wichtig und notwendig“, sagt Jürgen Berlitz von der Münchener ADAC-Zentrale. Der Autoclub kritisiert aber die Intensität der Arbeiten. Oft werde „nur zwischen 7 und 17 Uhr gearbeitet“, wo sich doch gerade im Sommer eine längere Arbeitszeit anbiete. Trost: Immer öfter geben die Straßenbauer Standspuren für den Verkehr frei.
Deutschlands anstrengendste Stau-Strecke liegt übrigens im Ruhrgebiet. 75 Prozent der A 40 Richtung Dortmund sind Baustelle. Aber der Ruhrschnellweg ist eher eine Regionalpiste für Pendler. In der Ferienzeit herrscht hier weniger Verkehr.
Aber auch die zweitlängste Baustelle reklamiert NRW für sich. Sie liegt bei Aachen. Insgesamt laufen in diesem Jahr im Land weitere 13 Großbaustellen, die dem sechsstreifigen Ausbau dienen.