Kamen. .

„Was wollt ihr wissen? Mein Schlüpfer ist schwarz!“ - Offen und gelassen reagierten die meisten Lkw-Fahrer gestern an der Lünener Straße auf einen unfreiwilligen Stopp. Einige offenbarten im Rahmen der Fahrerinterviews zur Verkehrsbelastung dort sogar Dinge, die niemand wissen wollte.

„Zwei waren richtig ösig“, erzählt Uwe Schmelzer. Gemeinsam mit Jürgen Bührend befragte er an der Haltebox am Kastaniengrill die Lkw-Fahrer, die stadtauswärts unterwegs waren. Benjamin Schalloch sammelte ihre Ergebnisse in einer Mappe. Ein weiteres Fragerteam war in Gegenrichtung fast direkt an der A2-Abfahrt postiert. Polizeibeamte winkten ihnen jeweils die Fahrzeuge zu, verzichteten aber auf eigene Kontrollen. Man wolle nicht mit drohenden Bußgeldtatbeständen die Kooperation der Fahrer mit den Interviewern bremsen, erläuterten die Beamten.

Das Konzept ging auf. „Die meisten Fahrer reagierten freundlich und gelassen“, berichteten die Interviewer nach den ersten Fragestunden. Immerhin erfolgten Antworten freiwillig Die Helfer waren gegen Honorar von der Stadt verpflichtet, aber zuvor in ihren Spezialauftrag eingewiesen worden. Woher,wohin und warum fragten sie. Die Ergebnisse sollen im seit Monaten anhaltenden Streit um Belastungen an der Bundesstraße Antworten liefern auf die Frage, ob die Lkw-Frequenz entlang der Lüner Höhe allein echter Ortsverkehr schafft, oder ob hier doch das Kamener Kreuz umfahren wird um Zeit oder Mautkosten zu sparen.

Die Auswertung liegt noch nicht vor. Der erste Eindruck gestern aber war deutlich. Fast durchweg hatten die Lkw lokale Ziele oder waren von hier aufgebrochen. Auch ihre Zahl bieb hinter den Erwartungen zurück. Stadteinwärts waren bei den echten Lkw - kleinere Vans blieben außen vor - in zweieinhalb Stunden am Morgen ab 7 Uhr nur 33 gezählt worden.

Begrüßt wurde die Frageaktion von der örtlichen Bürgerinitiative an der Lüner Höhe. „Das ist ein Anfang“, so deren Sprecher Manfred Hülshoff. Natürlich reiche die Aktion nicht aus. Weitere Baustellen seien offen. So fordere man weiter Luftmessungen. Immerhin habe ja das Gutachten der Nachbarstadt zur geplanten Logistikansiedlung „unfreiwillig“ gezeigt, dass hier mit Grenzwertüberschreitungen zu rechnen sei. Auch die Frage eines sicheren Radverkehrs sei weiter offen. „Immerhin könnte die Auswertung der Lkw-Befragung ein erstes Packende liefern“, hofft Manfred Hülshoff. Auf der Wunschliste von Anwohnern steht unter anderem ein nächtliches Fahrverbot für Lkw. Und, so Hülshoff, die Befragung könne auch Basis sein für Vergleichsaktionen nach erfolgter Neuansiedlung an der Bundesstraße.