Holsterhausen. Kritisch, doch sachlich hinterfragten am Dienstag 40 Landwirte auf Einladung der CDU Holsterhausen den Plan, auf der Rüskamp-Brache am Steinwerk eine komplexe Anlage zu errichten, in der die Firma Odas Biogas erzeugen und Holz für Kraftwerke aufbereiten will.
Die junge Firma (gegründet 2004, derzeit 17 Mitarbeiter) will an dem alten Sandsteinwerk eine moderne 500 kW-Anlage bauen, in der jährlich bis zu 15 000 Tonnen Material (Grünschnitt, Holz und Mist) zu Biogas verarbeitet werden. Das Gas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme gewandelt. Die Gärreste werden aufbereitet und an Erdenwerke verkauft. Für ein Kraftwerk in Oberhausen soll etwa die gleiche Menge Holz als Brennstoff geschreddert werden. Odas will hier die auf jetzt vier Standorte verteilte Firma konzentrieren. Und: Falls es dafür Fördergelder gibt, könnte die Anlage zum Infozentrum werden.
Vielfältiger Widerstand gegen das Odas-Projekt wurde am Dienstag auch deutlich. Vor der Gaststätte Adolf verteilten Gegner Flugblätter und luden zur Gründung einer Bürgerinitiative (erstes Treffen am Donnerstag, 22. Oktober, 19 Uhr, Restaurant Zur Heide, Söltener Landweg 127). Einige Landwirte sehen das Projekt höchst kritisch: „Wenn ihr auf unsere Flächen zugreift, haben wir Milchbauern keine Chance mehr”, sagte ein Betroffener. „Dann können wir das Projekt nur ablehnen.” CDU-Ratsherr Werner Kuhlmann bekräftigte seine Haltung, dass er den Standort für falsch hält: „Das gehört da nicht hin, aber da komme ich mit Baurat Lohse und der Kreisverwaltung auf keinen gemeinsamen Nenner. Das muss wohl ein Gericht entscheiden.”
Die wichtigsten Fragen und Antworten des Info-Abends:
Warum an diesem Standort?
Geprüft wurden auch andere Flächen, berichtete Stadtbaurat Holger Lohse. Ein Industriegebiet scheidet aus, weil es in unmittelbarer Nähe unvermeidbar Gestank gibt, wenn die Gärkammern neu befüllt werden. Schirmacher-Rohleder: „Wenn's in die Lüftung von Nachbarbetrieben zieht, haben wir ein Problem.” Das Projekt sei auf den Außenbereich angewiesen, so Lohse. Als landwirtschaftlicher Betrieb darf Odas so mit rascher Genehmigung rechnen. Lohse: „Es geht auch um Zeit. Das sind neue Techniken. Damit muss man an den Markt. Sonst erleidet man einen Wettbewerbsnachteil.” Gesucht habe das Unternehmen lange nach einem geeigneten Platz. Die Steinwerk-Brache erfülle alle Anforderungen.
Was und welche Mengen werden verarbeitet?
Die Biogasanlage soll bis zu 15 000 Tonnen im Jahr schlucken. 75 % Abfall aus der Landschaftspflege, also Grünschnitt und Holz, 25 % Mist von Pferden, Rindern und Hühnern. Aber kein Mais, keine Bioabfälle, versichert Schirmacher-Rohleder.
Allein die geplante größere Loick-Anlage im Industriegebiet Dorsten-Marl würde den Maisertrag von 2000 Hektar Fläche schlucken. Die zusätzliche Anlage verschärft die Konkurrenz zwischen Biogasanlagen und Landwirtschaft?
Ja, allerdings machen Landwirte selbst bei diesem Geschäft mit. Schirmacher-Rohleder: „Wenn Sie wüssten, wie viele Bauern aus Dorsten angeboten haben, für uns Mais zu produzieren – dann frage ich mich, wo das Problem ist. Auch die Nachfrage ist da. Wir haben eine Anfrage über 1000 Hektar Mais auf dem Tisch liegen. Aber das mach' ich nicht. Ich weiß gar nicht, wo das alles wachsen soll.”
Wer kontrolliert die Ein- und Ausgänge des Materials?
„Es wird Stichproben geben, nicht nur baurechtlich, sondern auch durch andere Stellen”, so Lohse. Odas stelle außerdem von jeder Anlieferung Proben zurück, erklärte Schirrmacher-Rohleder.
Welche „störenden Effekte” gehen von der Anlage aus?
Gestank gibt's, wenn die Gärkammern zum Materialwechsel geöffnet werden (ein Gärdurchlauf dauert sechs Wochen, allerdings werden die Kammern versetzt gefüllt, um steitig Gas zu produzieren). Zu riechen sei das nur in unmittelbarer Nachbarschaft (50 bis 100 Meter Entfernung), so Schirmacher-Rohleder. Der Lärm der Brecheranlage für Altholz wird durch Einhausung gedämmt. „Wenn die Maschine jetzt vorne an der Theke stünde, könnten wir uns hier ganz entspannt unterhalten”, versicherte der Odas-Chef im Saal der Gaststätte Adolf. Vorgesehen ist Zwei-Schicht-Betrieb, aber keine Nachtarbeit.
Warum kann die Biogas-Anlage genehmigt werden, während dem Geranienhof von Peter Budde ein paar hundert Meter weiter an der gleichen Straße der Blumenverkauf verboten wird?
Baurat Lohse schmunzelt: „Mir ist auch manches unverständlich, was der Normengeber in die Welt setzt. Aber wir müssen die Gesetze anwenden.”