Aachen. Bei der EM in Aachen reicht es für die deutsche Dressur-Mannschaft nur zu Bronze. Ob Totilas in den Einzelwettbewerben starten kann, ist fraglich.

Auf Zehenspitzen reckt sich das Mädchen im geblümten Kleid über den Zaun. Es will ganz nah dran sein. An den Pferden, an den Reitern. Vielleicht ist es zehn Jahre alt. Ganz sicher ist es Pferdefan. Dann sagt es: „Mama, ich will nachher noch Valegro sehen.“ Valegro, nicht Totilas. Dabei sollte der Wunderhengst doch der große Star der Reit-Europameisterschaft in Aachen werden. Mit Matthias Alexander Rath gab Totilas nach einem Jahr Verletzungspause sein Comeback. Sie sollten das deutsche Team zu Gold führen. Doch es kam anders.

Niederlande holt den Titel

Statt erfolgreicher Verteidigung des Mannschaftstitels reichte es für Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth, Matthias Rath und Kristina Bröring-Sprehe nur für Bronze. Mit 230,914 Prozent lagen sie klar hinter Großbritannien (234,229) und dem überraschenden Europameister Niederlande (235,629). Totilas und Rath landeten in der Einzelwertung auf Rang sechs, beste Deutsche wurde Schlussreiterin Kristina Bröring-Sprehe (79,743 Prozent) auf Rang drei. „Es lief nicht wie erhofft, andere waren besser“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Die Show gestohlen hatten den Deutschen Valegro, der Erfolgshengst der britischen Doppel-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin und der Niederländer Edward Gal, der auf Undercover als zweitbester Reiter am Samstag in die Einzelwettbewerbe startet. Ob Totilas da noch dabei sein wird? „Wir werden morgen trainieren und dann sehen, was geht“, sagte Theodorescu. Rath gab die gleiche Antwort.

Dabei hatten die Fans dem Comback-Duo Totilas/Rath einen lautstarken Empfang bereitet. Als drittes deutsches Paar gingen sie ins Viereck, um die knappe Führung, die Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth am Mittwoch herausgeholt hatten, auszubauen.

Technikpanne bei Totilas

Zu viel Druck für Totilas und Rath? „Ach, ich kenne das doch“, sagte Rath, „sobald das Pferd auf ein Turnier kommt, gucken alle hin.“ Das Paar zeigte eine gute Vorstellung, bekam aber Pfiffe zu hören. Die hatten einen anderen Grund: Bei Totilas‘ Prüfung fiel das Live-Scoring aus. Die Zuschauer konnten nicht mitverfolgen, wie der Wunderhengst abschnitt. Absicht, munkelten die einen, „technische Probleme“ sagten die Veranstalter. Nur kurz war eine Wertung zu sehen, sie fing mit 83 an und machte Hoffnung.

Nach seinem Ritt warf auch Rath jubelnd die Arme in Luft, kurz darauf ließ er die Schultern hängen: 75,971 Prozent gaben die Richter. Deutschland blieb zwar zunächst in Führung, nach den starken Vorstellungen von Gal und Dujardin war die Aufgabe für Kristina Bröring-Sprehe auf Desperados aber zu groß.