Aachen.. Statt des traditionellen CHIO steigt im August in der Soers die EM. Das Turnier ist für das Team um Michael Mronz eine ganz besondere Herausforderung.
60 Jahre sind vergangen, seitdem Hans Günter Winkler in Aachen Weltmeister wurde. Im Springreiten verteidigte er in der Soers auf seinem Pferd Orient den WM-Titel. Noch heute schwärmt er vom einzigartigen Publikum, das dort jedem Reiter Begeisterung und Respekt entgegenbringt. Für den Reitsport ist Aachen nicht nur ein Wort, nicht nur ein Ort.
Es ist Auslöser einer ganzen Assoziationskette. Das „Mekka des Pferdesports“ steht für große Geschichten, Emotionen, Erfolge, Gänsehaut. Auch den 89 Jahre alten Hans Günter Winkler lässt Aachen nicht los. In diesem Jahr kehrt er erstmals ins große Stadion am Laurensberg zurück – bei der Eröffnungsfeier der Reit-Europameisterschaft (11. bis 23. August).
Erstmals EM in fünf Disziplinen gleichzeitig
Winkler bei der EM-Eröffnung ist wie ein Sinnbild für Aachen selbst. Es geht um die Verbindung von Tradition und Moderne. Bis ins Jahr 1898 geht die Geschichte des Aachen-Laurensberger-Rennvereins zurück. Historie, die verpflichtet. Doch Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH, weiß, dass er nicht nur auf Altbekanntes setzen kann.
So findet erstmals eine EM in fünf Disziplinen gleichzeitig statt. Neben den Klassikern Dressur, Springreiten, Fahren und Voltigieren ist auch Reining (Westernreiten) dabei. Damit wird sich auch das Publikum verändern. Parallel gibt es noch ein Vielseitigkeitsturnier. Das alles in elf Tagen. Michael Mronz gibt sich aber gelassen: „Vom logistischen Aufwand her ist es sogar einfacher. Beim CHIO haben wir auch fünf Disziplinen, allerdings innerhalb von acht Tagen. Die Anspannung ist aber größer – ein Championat ist eben noch einmal etwas anderes.“
Dennoch liefe auf organisatorischer Seite derzeit alles rund. „Was wir schaffen müssen, ist eine Euphorie aufzubauen“, sagt der Sportmanager. „Das Bewusstsein, dass eine Europameisterschaft stattfindet, ist noch nicht da.“
Totilas ist dabei
In knapp zwei Wochen wird die Elite Europas zu Gast in Aachen sein. Auch die deutschen Reiter wollen eine wichtige Rolle spielen. „Ich fand die Brandrede von Ludger Beerbaum sehr sympathisch“, sagt Mronz. Beim Nationenpreis in Mannheim, bei dem die deutschen Springreiter den dritten Platz belegt hatten, mahnte der 52-Jährige: „Es muss endlich ein Ruck durch uns alle gehen. Wir müssen es wieder richtig wollen, ganz vorne zu stehen.“ Sein Teamkollege Christian Ahlmann aus Marl schlug in die gleiche Kerbe: „Wir waren gut, aber nicht gut genug. Ich hoffe, dass wir es bei der EM hinbringen werden.“ Beide gelten im Team von Cheftrainer Otto Becker als gesetzt.
Neben der Springreiter-Equipe gilt vor allem ein Name als Zugpferd: Totilas. Der Millionenhengst und Dressurreiter Matthias Alexander Rath haben sich vor wenigen Wochen für die EM qualifiziert. „Ich bin sehr gut mit der Familie befreundet und habe mich riesig gefreut“, sagt Mronz.
Auch für die Dressurmannschaft sieht er gute Chancen. „Im Einzel muss man sehen. Aber eine EM im eigenen Land hat immer eigene Gesetze“, sagt der 48-Jährige, „das hat man in Aachen 2006 bei der WM gesehen, als Isabell Werth den Grand Prix Spezial gewonnen hat.“
Wie die sportlichen Entscheidungen auch ausfallen mögen – auf das Aachener Publikum ist laut Mronz Verlass: „Die Hardcore-Fans haben die Eventfans gut erzogen. Hier wird jeder Reiter angefeuert – dafür ist Aachen bekannt.“