Lünen. Die ersten Erntehelfer bereiten auf dem Hof des Lüner Bio-Bauern Vitus Schulz Wethmar alles für die anstehende Spargel-Ernte vor. In diesem Jahr gibt es für sie zum ersten Mal den garantierten Mindestlohn von 7,40 Euro - netto. Für die Bauern bedeutet das neue Gesetz vor allem eins: mehr Bürokratie. Zu viel, finden sie.

Wie viel verdienen die Saisonarbeiter ab diesem Jahr?

Sie erhalten den garantierten Mindestlohn von 7,40 Euro - netto. Bis 2017 soll der Lohn dann laut Tarifvertrag weiter steigen und am Ende bei 9,10 Euro liegen.

Wird der Spargel deswegen bald teurer?

Vitus Schulze Wethmar, Biobauer aus Lünen, sagt, dass das erstmal nicht der Fall sein wird. Denn die Saisonarbeiter hätten auch in den vergangenen Jahren schon gut verdient, bei entsprechender Leistung sogar weit über jetzigem Mindestlohn. Ob die Preise auch in den kommenden Jahren stabil bleiben werden, kann er jedoch nicht versprechen.

Haben auch andere Landwirte diese Probleme?

Allerdings, das bestätigt Carl Schulz-Gahmen, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins. Zwar werde jetzt nicht weniger geerntet, die Dokumentationspflicht bringe aber noch mehr Arbeit für die Bauern, "die so und so durch EU-Vorgaben gegängelt werden", wie er sagt. Er wird sogar noch drastischer: "Wir werden wieder am Nasenring durch die Gegend geführt und da ärgere ich mich drüber." Ihn ärgert vor allem, dass die Landwirte mit dem Gesetz unter den Generalverdacht gestellt werden, dass sie ihre Arbeiter ausbeuten.

Was sagen die heimischen Bundestagsabgeordneten zu den Problemen der Landwirte?

Sylvia Jörrißen (CDU) sieht ein Problem: "Der Mindestlohn an sich ist richtig und gut", sagte sie auf Anfrage unserer Redaktion, "nur seine Ausgestaltung ist dringend nachbesserungswürdig." Sie kritisiert ebenfalls, dass die Dokumentationspflicht "nur übermäßige Bürokratie" schaffe, sie "hemmt Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleichem Maße". Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sei nun gefordert, "die Regelungen den Anforderungen der Realität zügig anzupassen."

Ein Anpassung könnte sich auch Michael Thews, Bundestagsabgeordneter der SPD, vorstellen, aber: "Die Dokumentationspflicht halte ich für richtig." Schließlich ginge es darum, die Arbeiter vor Ausbeutung zu schützen. Aufzeichnungen über Arbeitszeiten habe es bei Landwirten außerdem schon immer gegeben, "da hat sich nichts Wesentliches verändert." Er könnte sich trotzdem Änderungen vorstellen, etwa eine Dokumentation auf monatlicher und nicht mehr wöchentlicher Basis.

Wann gibt es den ersten Spargel?

Wenn es weiter sonnig bleibt, sagt Spargelbauer Vitus Schulze Wethmar, könnte es schon zu Ostern 2015 den ersten Spargel geben. In der Woche danach wird es bei ihm jedoch ganz sicher die ersten Stangen zu kaufen geben.