Mettmann. Das Europa der Eiszeit hatte keine Grenzen. Diesen Gedanken wollen die Eiszeit-Museen in mehreren Ländern Jugendlichen vermitteln. Zum Beispiel können Eiszeitfans per Chat mit anderen Fundorten in Verbindung treten. Es ist das erste große gemeinsame Projekt des Netzwerkes “Ice Age Europe“.
Grenzen kannte der Eiszeitmensch nicht. Es war auch nicht immer bitterkalt. Und nach England konnte man noch zu Fuß gelangen, ohne die Nordsee überqueren zu müssen. Die wichtigsten eiszeitlichen Fundstellen in Europa von Gibraltar bis Krapina in Kroatien sind jetzt über Computerterminals miteinander vernetzt und beantworten Fragen zur Eiszeit.
Im Neanderthal Museum in Mettmann bei Düsseldorf startete am Mittwoch das Projekt "Hallo Eiszeitnachbar", das vor allem Kindern und Jugendlichen spielerisch Wissen über die Urzeit vermitteln soll. "Die Menschen der Eiszeit haben sich frei durch Europa bewegt, es gab keine Grenzen, und sie waren hochmobil", sagte Museumsdirektor Gerd-Christian Weniger. "Wir wollen den Europa-Gedanken über die Eiszeit transportieren."
Beteiligt an dem vom Neanderthal Museum initiierten Projekt "Ice Age Europe" sind inzwischen 18 Museen in sieben europäischen Ländern. Im Düsseltal bei Mettmann waren 1856 die Skelettüberreste des Neandertalers gefunden worden.
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Kontakt zu anderen Fundorten per Chat
Per Chat können Eiszeitfans nun zum Beispiel mit dem Fundort in der kleinen kroatischen Stadt Krapina in Verbindung treten. Dort hatten Archäologen die größte Zahl von Neandertalern an einem Ort entdeckt. In der Höhle Fumane bei Verona in Italien wurden an einem Lagerplatz des Neandertalers Flügelknochen großer Vögel wie Adler entdeckt.
Die Eiszeitmenschen schmückten sich mit den Federn. In der Höhle La Chapelle-aux-Saints im französischen Limousin entdeckten drei Brüder 1908 das erste vollständige Skelett eines männlichen Neandertalers.
60.000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen
Die Terminals für alle 18 Fundstellen sind das erste große gemeinsame Projekt des Netzwerkes "Ice Age Europe". Es wurde vom Land Nordrhein-Westfalen mit 60 000 Euro gesponsert. Professor Weniger hofft für weitere Projekte in Wissenschaft und Tourismus auf EU-Mittel. NRW-Europaministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) sagte, das Eiszeit-Projekt solle jungen Menschen den Europa-Gedanken gemeinsamer Wurzeln und Kultur vermitteln.
Rund 1,5 Millionen Menschen besuchen nach Angaben Wenigers die beteiligten Eiszeit-Fundstellen pro Jahr, allein im Neanderthal Museum sind es jährlich 160 000.
30 000 Jahre nach dem Aussterben des Neandertalers gibt es beim Thema Europa ohne Grenzen allerdings noch eine Menge zu tun. Das mussten auch die "Ice Age Europe"-Initiatoren erfahren. Der Terminal für Gibraltar - dort belegen Knochenfunde, dass die Neandertaler auch Robben und Fisch aßen - steckte sechs Wochen lang im Zoll. Erst kurz vor dem Start wurde er endlich freigegeben. (dpa)