Genf. In Genf steht, was die Menschen in Zukunft bewegt - und das ist nicht mehr unbedingt ökologisch. Die Autobauer haben ihre E-Autos und Niedrigverbrauch-Wagen in den hinteren Reihen geparkt. Die Kunden wünschen sich mehr PS unter der Haube.
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Matthias Wissmann stellte sich ans Mikrofon und blickte in die Seele des deutschen Autofahrers. Der Kunde, formulierte der Verbandschef der deutschen Autohersteller, verlange beim Auto eine Mischung aus Fahrspaß und Freude am Sparen. „Der Kunde will kein ‚Müsli-Auto’, sondern ein erfolgreiches Auto muss sexy sein.“ Das ist jetzt fünf Jahre her, aber geändert hat sich nicht viel. Noch immer sind Öko-Autos eher ein Flop. Stromautos etwa elektrisieren niemanden. Sie liegen im Verkauf bundesweit bei unter 0,1 Prozent. Auch Hybrid läuft nur wenig besser. PS sind gefragt. Das zeigt der Bummel über den Genfer Salon, Europas wichtigste Trend-Messe.
Die Hersteller haben all ihre Umwelt-Autos, die sie in den letzten Jahren ganz nach vorne auf ihren Stand schoben, wieder ein wenig in den Hintergrund gerückt. Allerdings hat die Industrie den Spritverbrauch der herkömmlichen Motoren bei den neuen Modellen durch kluge Technik um 15 bis 20 Prozent abgemagert – auch bei der zweiten Generation des Porsche Cayman, einer der Hingucker von Genf. Opel macht seinen Siebensitzer Zafira Tourer mit BiTurbo-Motor 195 PS stark – das angeblich bei einem Verbrauch von nur 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern.
Chinesen nehmen neuen Anlauf auf europäischen Markt
Bewundert wird bei Opel noch mehr die neue Offenheit. Der Astra hat mit dem Cascada einen rassigen Bruder mit Faltdach bekommen – ein Cabrio im Gardemaß, das Opel nach schweren Monaten wieder zum Platz an der Sonne fahren soll. Gleich 265 PS hat das neue Golf-Cabrio – von Sparen keine Spur. Die neue A-Klasse von Mercedes erhält bereits hübschen Nachwuchs. Der 4,63 Meter lange CLA ist der kleine Bruder des CLS.
Einen neuen Anlauf auf dem deutschen Markt macht die chinesische Autoschmiede Qoros. Das erste Modell Qoros 3 Sedan, das von europäischen Köpfen entwickelt wurde, soll mit einem Kampfpreis von deutlich unter 15.000 Euro gegen Wagen aus der Jetta-Klasse antreten. Ein rundum neues Auto zum günstigen Preis startet auch Peugeot. Die Franzosen bleiben auf ihrer familienfreundlichen Welle und servieren neu den umweltfreundlichen 2008 als Konkurrenz zum erfolgreichen Opel Mokka. Renault rollt in der Mini-Klasse den Captur als Premiere an.
Einliterauto von VW kostet 50.000 Euro
Bei Volkswagen hat die Zukunft begonnen. Mit dem XL1 zeigt VW ein 800 Kilo leichtes Auto mit Flügeltüren und einer Haut aus Carbonfasern, das angeblich mit weniger als einem Liter Diesel auf 100 Kilometern auskommen soll und 160 km/h flott ist. Das Einliterauto soll zunächst nur in einer Kleinst-Serie 100 Mal bei Karmann in Osnabrück gebaut werden. Wer soll das bezahlen? Die silberne Zigarre wird zunächst etwa 50.000 Euro kosten. Keine 14.000 Euro kostet ein Lifestyle-Zwerg von VW. Die Wolfsburger starten den Cross up in sportlich-robuster Geländewagen-Optik. Der richtige Mini für den Auto-Frühling. Und richtig sexy.
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