München. . 1914 Warnungen vor Falschfahrern registrierte der ADAC im vergangenen Jahr. Dabei werden einige Schwerpunkte deutlich: Die meisten Geisterfahrer sind am Wochenende unterwegs und in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen.
Die Gefahr von Geisterfahrern droht nach einer aktuellen Auswertung des ADAC vor allem auf kurzen Autobahnen, Zubringern und Verbindungsstrecken. "Je kürzer die Strecke, desto höher die Gefahr, falsch auf eine Autobahn aufzufahren", sagte ein ADAC-Sprecher. Dies liege vor allem an der hohen Zahl der Anschlussstellen. Ein erhöhtes Risiko bestehe zudem am Wochenende: An Samstagen und Sonntagen fahren laut ADAC-Statistik rund doppelt so viele Fahrer in die falsche Richtung wie an einem Wochentag, teilte der Autoclub am Donnerstag mit.
Insgesamt 1914 Geisterfahrer hat der ADAC im vergangenen Jahr auf Autobahnen in Deutschland registriert, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Auswertung von Falschfahrer-Warnmeldungen des Automobilclubs ergab. Die Zahl ging im Vergleich zum Jahr 2010 leicht zurück. Vor fünf Jahren waren es allerdings mit etwa 1800 noch gut 100 Warnmeldungen weniger.
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Im Durchschnitt kamen bei Unfällen mit Geisterfahrern in den vergangenen Jahren jährlich rund 20 Menschen ums Leben. In diesem Jahr waren es bis Ende November bereits 21 Tote. Besonders drastisch war im November ein Zusammenstoß auf der A 5 im baden-württembergischen Offenburg, bei dem sechs Menschen starben.
Vielfach offenbar Alkohol oder Drogen konsumiert
Allerdings sind schwere Unfälle mit Falschfahrern selten. Tatsächlich bleibt die Zahl der Todesopfer seit 2009 weitgehend konstant, wie es in der Erhebung weiter hieß. Das sind dem ADAC zufolge etwa vier Prozent der Verkehrstoten auf Autobahnen.
Ähnlich wie bei dem schweren Unfall auf der A 5 hätten Geisterfahrer vielfach offenbar Alkohol oder Drogen konsumiert, sagte der Sprecher des Automobilclubs, Andreas Hölzel. Das könnte auch erklären, warum knapp die Hälfte der Falschfahrer am Wochenende gemeldet werden sowie eher in den Abend- und Nachtstunden.
Meiste Meldungen im Jahresvergleich im August
Außerdem ließen sich bei Dunkelheit Markierungen schlechter erkennen. Und es gebe in der Nacht weniger Verkehr. Das verhindere oft, bei Orientierungslosigkeit anhand der Scheinwerfer anderer Autos die richtige Spur zu finden. Auch führe eine leere Autobahn womöglich dazu, dass Fahrer einfach umdrehten, wenn sie eine Ausfahrt verpasst hätten. Allerdings nehmen die Falschfahrten in der "dunklen Jahreszeit" nicht zu. In den Jahren 2009 bis 2011 wurden mehr als zehn Prozent der Geisterfahrer in einem August registriert, gefolgt vom Monat September.
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Die Meldungen von Geisterfahrern sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich verteilt. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie im Saarland und in städtischen Regionen wurden besonders viele gezählt, sagte ADAC-Sprecher Hölzel weiter. Das liege zunächst daran, dass dort die Verkehrsdichte und die Häufigkeit von Zu- und Abfahrten höher ist. Hamburg ist dabei mit 40 Falschfahrten pro 100 Kilometern Autobahn trauriger Spitzenreiter, gefolgt vom Saarland (35) und von Bremen (31). Im Bundesschnitt sind es 15.
Kaum Geisterfahrer in ostdeutschen Bundesländern
Die Meldungen zu Geisterfahrern häuften sich vor allem an komplizierten Streckenabschnitten. Auf Autobahnen mit drei Ziffern, die meist Zubringer sind, werden besonders häufig Falschfahrer registriert, wie der ADAC-Sprecher sagte. Trauriger Spitzenreiter sei die A 255 Hamburg-Süd und Neue Elbbrücken mit 166,7 Falschfahrer-Meldungen pro Jahr und 100 Kilometer, gefolgt von der A 980 im Allgäu mit 156,9 Meldungen und der A 643 Mainz Wiesbaden mit 142.
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Gleichzeitig werden in ostdeutschen Bundesländern wesentlich seltener Geisterfahrer gemeldet. "Dort sind die Autobahnen neu, modern und nach aktuellen Richtlinien gebaut", sagte Hölzel. Das Netz im Osten sei insgesamt durchdachter. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg seien es nur sieben gemeldete Falschfahrer pro 100 Autobahnkilometer.
"Hier sind die Behörden gefragt", sagte der ADAC-Sprecher. Sie müssten sich Anschlussstellen, an denen Geisterfahrer gemeldet wurden, genau ansehen und Maßnahmen ergreifen. Er forderte Stopp-Schilder wie in Österreich. Notfalls müssten Auffahrten und Kreuzungen umgebaut werden. Von Krallen, die falsch fahrenden Autos die Reifen aufschlitzen, hält er hingegen nichts. Das wäre zu teuer und nicht zielführend. (dapd)