Herscheid..
Ein schwerer Verkehrsunfall im Jahr 2007 hat für die Herscheider Firma Wilhelm Schröder schwerwiegende Folgen: Drei Mitarbeiter werden auf der Autobahn 45 bei Gießen kurz vor der Auffahrt auf die A 5 bei einer Kollision mit dem Pkw einer Geisterfahrerin zum Teil schwerst verletzt.
Als ihnen das falsch fahrende Fahrzeug entgegenkommt, befinden sich die drei Schröder-Mitarbeiter in ihrem Pkw hinter einem Lkw in einer langgezogenen Rechtskurve. Als der Pkw-Fahrer zum Überholen ausschert, touchiert er das entgegenkommende Fahrzeug der Geisterfahrerin. Der Unfall löst bei Geschäftsführer Kai Okulla und den Mitarbeitern des Unternehmens einen Schock aus – und die Initialzündung für die Entwicklung eines Systems zur Vermeidung derartiger Unfälle: „Ich habe mich mit dieser Situation nicht abgefunden,“ sagt Okulla.
Eine ganzheitliche Lösung
Einer der drei Kollegen habe bis heute gesundheitlich unter den Unfallfolgen zu leiden. Besonders ärgerlich sei, dass die Geisterfahrerin bis heute nicht ermittelt werden konnte, sagt Okulla. Nach Aussage mehrerer Zeugen sei die Frau zunächst in der falschen Richtung weitergefahren, habe ihr Fahrzeug gewendet und sei unerkannt davongefahren. Das Kennzeichen habe sich keiner der Zeugen notiert.
Was Okulla bei der Entwicklung seines Geisterfahrer-Warnsystems vorschwebt, ist eine ganzheitliche Lösung: Der Geisterfahrer soll ebenso gewarnt werden wie die übrigen Verkehrsteilnehmer. Denn, so Okulla, wer mit Absicht falsch auf eine Autobahn auffahre, müsse nicht gewarnt werden. Insofern würden zum Beispiel Warnschilder das komplexe Problem nur zum Teil lösen.
Mit Wissenschaftlern der Technischen Universität (TU) Dortmund und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität (RWTH) Aachen erforscht das Unternehmen derzeit in einem Feldversuch auf der A 43 bei Bochum eine vielversprechende Technik, die angesichts sich häufender Unfälle mit Geisterfahrern überregional große Beachtung findet.
Hinter dem Titel „Detektions- und Warnsystem“ verberge sich eine komplexe und hochwirksame Technik. Ein Funknetz erkennt den Geisterfahrer bei der Auffahrt in die falsche Richtung, in Baken installierte Warnsignale leuchten auf und über die ebenfalls in den Baken installierte Mobilfunkanbindung können alle Verkehrsteilnehmer über Handy-Apps auf das Smartphone und Navigationssystem informiert werden. „Innerhalb von fünf Sekunden,“ betont Okulla. Also viel schneller als die üblichen Warnungen von Verkehrsleitstellen der Polizei bzw. von Radiosendern erfolgen können – die Polizei wird auch über das System informiert. Über Handys und Navis könnten bereits über 80 Prozent der Fahrzeuge erreicht werden. Angestrebt werde zudem, dass die Automobilindustrie ein Warnlicht in ihren Fahrzeugen installiert. Okulla: „Wir sind auf einem guten Weg, etwas zu kreieren, was sinnvoll ist und Leben retten kann.“