Rostock. Die Angebote für Gebrauchtwagen im Internet klingen oft verlockend, doch nicht selten klaffen Realität und Inserat auseinander. Der ADAC, verschiedene Web-Portale und die Polizei wollen mit der Initiative “Sicherer Autokauf im Internet“ auf die Gefahren beim Autokauf im Internet aufmerksam machen.

Für viele Menschen gehört der Kauf eines Autos zu den größeren Anschaffungen in ihrem Leben. Und wer sparen möchte, kommt an Internetangeboten nicht vorbei, so scheint es. Was früher im Kleinanzeigenteil einer Zeitung oder bei Gebrauchtwagenhändlern angeboten wurde, ist heutzutage bei Portalen wie ebay.de/motors oder mobile.de zu finden.

Aber: "Wo viel Geld umgesetzt wird, treiben sich auch schwarze Schafe herum", warnt die Rostocker Rechtsanwältin Elisabeth Vogt. "Gerade bei gebrauchten Pkw erscheint es fast unmöglich, ein Fahrzeug in all seinen kleinen Einschränkungen und größeren Mängeln so zu beschreiben, dass das Fahrzeug den Vorstellungen des Käufers entspricht", sagt Vogt. Selbst bei viel gutem Willen ist oftmals eine erhebliche Enttäuschung beim Käufer schier vorprogrammiert, wenn er nicht das Fahrzeug erhält, dass er erwartet hat.

"Ein Kratzer oder eine Roststelle, die für den Verkäufer nicht besonders von Belang ist, werden durch den Käufer zum Teil ganz anders eingeschätzt", sagt die Rechtsanwältin. Unterschiedliche Einschätzungen aufseiten des Verkäufers und des Käufers mögen noch angehen, schlimmer wird es, wenn kriminelle Energie im Spiel ist.

Um Käufer davor zu schützen, hat sich die Initiative "Sicherer Autokauf im Internet" formiert. Hinter dem Verbraucher-Ratgeber stehen der ADAC, verschiedene Web-Portale und die Polizei.

Erste Hilfe für den Käufer

Von Scheckbetrug über die Gefahren von gefälschten Dokumenten bis hin zu zwielichtigen Notargebühren informiert die Initiative über bekannte Maschen und Methoden von Betrügern beim Autokauf per Mausklick. Anhand eines Musterkaufs können Nutzer nachvollziehen, wie der Erwerb eines Fahrzeugs mit den gebotenen Vorsichtsmaßnahmen ablaufen sollte. Was zu tun ist, wenn bereits ein Betrugsverdacht vorliegt, findet sich in der Rubrik "Erste Hilfe".

"Wir wollen so umfassend wie nur möglich informieren und aufklären. Ein Standbein unseres Angebots sind dabei die Nutzer selbst. Ihre Erfahrungen sind Gold wert, denn dank ihrer hilfreichen Kommentare konnten schon viele drohende Betrugsversuche verhindert werden", sagt Ulrich May, Sprecher der Initiative und Justiziar des ADAC. Für einen zufriedenstellenden Kauf gilt es, so manche Klippe zu umschiffen. So kommt bei den meisten Portalen direkt ein Kaufvertrag zustande, beispielsweise mit Abgabe des Höchstgebots. "Wer bis zu diesem Zeitpunkt keine Probefahrt gemacht hat, hat wohl möglich ein Problem", sagt die AvD-Juristin Petra Schmucker. "Denn wer die Katze im Sack kauft, hat wenig Chancen, den wohl möglich schlechten Zustand des Fahrzeugs später erfolgreich zu reklamieren."

Etwas anderes gelte in der Regel nur dann, wenn der Verkäufer zuvor bestimmte Eigenschaften - etwa im Inserat - zugesichert hatte, die nicht vorhanden sind, oder aber Mängel nachweisbar arglistig verschwiegen wurden. Doch auch hier offenbart das Wörtchen "nachweisbar" den Haken. All denjenigen, die auf Nummer sicher gehen wollen, rät die AvD-Juristin deshalb, das Angebot mit dem Verkäufer durchzusprechen, offene Punkte zu klären, Absprachen schriftlich zu fixieren und sich soweit möglich das Auto vor Abgabe eines Gebots anzusehen und eine Probefahrt zu machen.

Kleinanzeigen als Geheimtipp

Im Netz klaffen Realität und Schöne-Bilder-Welt oft auseinander, das beobachtet auch Andreas Halupczok vom TÜV Süd immer wieder. "Manches verlockende Angebot dient lediglich dem Zweck, Interessenten zu ködern", sagt er. Deshalb empfiehlt er regionale Offerten statt einer Suche im Web. "Zeitungsinserate aus regionalen Tageszeitungen oder lokalen Anzeigenblättern sind für die Suche nach Fahrzeugen im unteren Preissegment meist die bessere Wahl.

Als wahrer Geheimtipp stellen sich oft auch die Kleinanzeigen in regionalen Internetbörsen heraus", sagt der TÜV-Experte. Ebenso biete der Kauf eines Gebrauchtwagens bei einem Händler vor Ort Vorteile. Denn das Autohaus habe in der Regel großes Interesse daran, mit einem guten Wagen und einem umfangreichen Angebot eine langfristige Kundenbindung auch beim Service aufzubauen, sagt Halupczok. 500 Kilometer weit für ein günstiges Angebot zu fahren, lohne sich meist nur für Autos der gehobenen Preisklasse.(dapd)