München. Fahrerlebnisschalter, Start-Stopp-Funktion und Bremsenergierückentwicklung - BMW hat die Antriebe der neuen Generation des Siebeners weiterentwickelt. Damit wollen die Münchener bereits Ende Juli das Terrain für den Herbst abstecken. Dann wird Mercedes seine neue S-Klasse vorstellen.

Wenn der runderneuerte 7er von BMW Ende des Monats in Deutschland in den Handel geht, soll er wichtiges Terrain für den Herbst abstecken. Dann wird Mercedes seine neue S-Klasse vorstellen. Die Münchner wollen ihr Spitzenprodukt bis dahin sicher in Stellung gebracht haben. Laut BMW-Vorstand Klaus Draeger hat das Unternehmen die fünfte Generation der großen Limousine "fit gemacht für den zweiten Lebenszyklus".

Sieht man sich die weltweiten Verkaufszahlen an, könnte der Aufwand gar nicht nötig gewesen sein, denn seit Anfang des Jahres konnte der Hersteller schon eine Reihe von Verkaufsrekorden für die Baureihe melden. Kein Wunder also, dass die sichtbaren Änderungen sehr bescheiden ausgefallen sind. Am prägnantesten sind die neuen LED-Hauptscheinwerfer mit den markentypischen Corona-Ringen. Dass die BMW-Niere nunmehr neun statt vormals zwölf Streben hat, dürfte wohl nur ganz genauen Beobachtern auffallen.

Wichtiger als die äußere Erscheinung sind den Entwicklern die Änderungen im Innern und bei den Antrieben. Beispielsweise ist für den Siebener jetzt ein multifunktionales Instrumentendisplay zu haben, dessen Anzeigemodi sich an das gewählte Fahrprogramm anpassen. Von traditionellen Skalen bis hin zu reduzierter Grafik in den Sport- und Eco-Programmen kann der Fahrer die Optik selbst bestimmen.

Preise beginnen bei 74.900 Euro

Während dies eine kostenpflichtige Sonderausstattung ist, kommen die Weiterentwicklungen bei den Antrieben allen Kunden zugute. Die zur Auswahl stehenden Sechs-, Acht- und Zwölfzylinder-Motoren verfügen alle über eine Start-Stopp-Funktion, Bremsenergierückgewinnung und Fahrerlebnisschalter. Der Eco-Pro-Modus, der das Energie-Management im Fahrzeug besonders effizient gestaltet, erstreckt sich mit Ausnahme des 760i ebenfalls auf alle Modelle.

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    Bei den Benzinern markiert das Modell 740i den Einstieg in die 7er-Welt. Das Fahrzeug hat 235 kW/320 PS und 450 Newtonmeter (Nm) Drehmoment, die wie bei allen anderen Siebenern mittels Achtgang-Automatik auf die Straße gebracht werden. Mit 190 kW/258 PS müssen sich die Käufer des Einstiegsdiesels begnügen, können aber beim Spurt aus 560 Nm Durchzugskraft schöpfen. Das Modell 730d ist mit einem Preis von 74.900 Euro der günstigste 7er - sofern das Wort "günstig" bei solch einer Summe angebracht erscheint.

    Ebenfalls modifiziert wurde die Hybridversion des großen BMWs. Der Kombiantrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor ist laut Draeger "nun ein Vollhybrid", der auch rein elektrisch fahren kann. Die Systemleistung wurde auf 260 kW/354 PS geschraubt, im Verbrauch nach EU-Norm erzielte das Fahrzeug einen Wert von 6,8 Litern je 100 Kilometer. Trotz des gering erscheinenden Durstes dürfte dem Auto in Deutschland kein großer Erfolg beschieden sein, hierzulande greift man lieber zum Diesel. In der Selbstzünderfraktion fährt sogar das neue Topaggregat mit 280 kW/381 PS noch um 0,4 Liter günstiger über den Prüfstand.

    Sänftengleicher Komfort

    Doch für BMW und den 7er ist Deutschland auch nur noch ein Markt unter vielen, denn mehr als zwei Drittel des Volumens werden nach China und in die USA verkauft. Im fernen Osten sind es die langen Karosserieversionen, die die Kunden begeistern, in den USA wird aus Umweltgründen gern Hybrid gefahren. Die ersten Testkilometer mit der Münchner Top-Limousine bleiben erwartungsgemäß von Überraschungen frei. Souveräne Kraftentfaltung lässt sich ebenso erleben wie das Vergnügen, in erlesenem Ambiente gemütlich zu cruisen.

    Die Geräuschdämmung ist vorbildlich, die Funktionalität der Handhabung ebenfalls. Die nunmehr serienmäßig luftgefederte Hinterachse lässt die Kundschaft, die mit Vorliebe im Fond reist, künftig noch sanfter über Unebenheiten gleiten. Warum ein Hybrid zum Beispiel einem 330 kW/450 PS starken Achtzylinder vorzuziehen sei, lässt sich auf diesen Fahrten freilich nicht belegen. Der Bordcomputer des Hybrid zeigt am Ende der Testfahrt neun Liter Verbrauch, der 750i parkte bei fast gleichem Streckenprofil mit 10,8 Litern ein.

    Russen mögen es sicher

    Die Präsentation des neuen Modells offenbart aber auch, dass es bei der Beurteilung von Luxus-Limousinen nicht nur um das feinste Leder und reichlich Motorleistung geht. Auch die Frage der Beschussfestigkeit kann für spezielle Kunden von Belang sein, besonders in Russland - einem Markt, wo der Anteil der gepanzerten Limousinen am gesamten Verkaufsvolumen des Siebeners weltweit am höchsten ist. Man kann davon ausgehen, dass etwa die Hälfte der zwischen St. Petersburg und Wladiwostok verkauften Spitzen-BMWs gegen Angriffe mit Handfeuerwaffen oder Sprengladungen immun sind. Unter anderem bietet eine spezielle Panzerung Sicherheit gegen Kalaschnikow-Beschuss.

    Die Kosten für die Sonderausstattung rangieren aus Sicht der Kunden dieser Autos meist weit hinter denen des Sicherheitsgewinns. Das diskrete Geschäft mit der Bedrohung ist aber auch für den Hersteller sehr einträglich. Ein BMW 760iL High Security kann schnell mehr als das Doppelte des ursprünglichen Listenpreises kosten. (dapd)