München. Sportliche Attitüde, trendiges Styling - das Mini Cooper SD Coupé soll eine junge, moderne und urbane Zielgruppe bedienen. Der Wagen ist vor allem ein Spaßauto, bietet auf langen Strecken jedoch nur wenig Komfort. Und der Basispreis von 26.300 Euro ist auch alles andere als günstig.

Mini-Fans bejubeln schier gebetsmühlenartig den Fahrspaß mit den flotten Flitzern. Das gilt insbesondere für das Mini Cooper SD Coupé. Mit seinem durchzugsstarken Diesel (105 kW/143 PS) bietet der gerade einmal 1,2 Tonnen schwere Zweisitzer hervorragende Fahrleistungen. Sportliche Attitüde, trendiges Styling - das Mini Coupé will eine Zielgruppe bedienen, die jung, modern, urban ist. Will man dem hedonistischen Charakter des kleinen Flitzers frönen, sollte man allerdings ein gut gefülltes Konto sein Eigen nennen. Mit 26.300 Euro ist der Basispreis schon happig. 34.670 Euro kommen mit der einen oder anderen Nettigkeit rasch zusammen.

Aufkommende Nachdenklichkeit wird jedoch sofort weggewischt, wenn es an die fahrdynamischen Disziplinen geht. Für die Coupé-Form wurden einige zusätzliche Verstrebungen eingebaut, die das Gewicht des Flitzers etwas erhöhen. Dem Fahrspaß tut dies keinen Abbruch. Dank tiefergelegtem Fahrwerk und Schwerpunkt wieselt die neue Mini-Variante sogar noch etwas agiler um Kurven als die anderen Versionen

Heckspoiler fährt automatisch aus

Minis Entwickler und Ingenieure stimmten das Coupé neu ab und spendierten ihm einen Heckspoiler. Ob der optisch ein Geschenk ist, darf man bezweifeln. Ab Tempo 80 soll das automatisch ausfahrende Luftleitelement für eine optimierte aerodynamische Balance zwischen Vorder- und Hinterachse sorgen. Wie auch immer, die sportive Ausrichtung für den Mini-Mini passt und macht den Zweisitzer zu einem echten Kurvenräuber. Das Fahrwerk ist agil, die Lenkung präzise. Selbst bei schneller Kurvenfahrt tritt kaum Seitenneigung auf. Während lange Bodenwellen das Coupé nicht aus der Ruhe bringen, dringen kurze Wellen deutlicher durch, ebenso Querrillen. Legt man es darauf an, kann man sogar einen sanften Heckschwenk per Lastwechsel provozieren, bevor das ESP die Sicherheitsleine zieht.

Auf schlechten Strecken und bei hohem Tempo wird das Heck allerdings unruhig und die nach Grip suchenden Hinterräder erschweren dem ESP die sichernde Arbeit. Kurzum: Das Coupé ist ein echtes Spaßauto für sportlich ambitionierte Fahrer, bietet jedoch nur geringen Langstreckenkomfort. Solchen könnte man zumindest vom Verbrauch her genießen. Bei 40 Litern Tankvolumen und einem Normverbrauch von 4,3 Litern reicht der Sprit theoretisch für fast 1.000 Kilometer. Realistischer ist ein Alltagswert um fünf Liter.

Äußerliches und auffälliges Kennzeichen des Coupé ist seine flache Silhouette samt dem Dach in Form eines Helmes, serienmäßig in einer Kontrastfarbe lackiert. Alle Scheiben sind kleiner als bei den Modellbrüdern, die Windschutzscheibe steht flacher. So erscheint der Neue geduckter, aggressiver.

Innen herrscht heimelige Enge

Innen herrscht das typische Mini-Interieur, das sich nicht um Ergonomie oder Bedienungslogik schert. Man muss sich die Position der verschiedenen Kippschalter und Hebel erarbeiten. Auf den serienmäßigen Sportsesseln sitzen Fahrer und Beifahrer bequem mit genügend Bewegungsfreiheit. Das niedrigere Dach, die tiefe Sitzposition und die kleinen Scheiben sorgen für heimelige Enge. Dank zweier Auswölbungen im Dachhimmel gibt es ausreichend Kopffreiheit. An Übersichtlichkeit nach hinten mangelt es weiterhin. Der Kofferraum ist mit 280 Litern Fassungsvermögen erfreulich groß und dank großer Heckklappe gut zugänglich.

Die Armaturentafel wird nach wie vor vom mittig angebrachten Tacho dominiert, der zwar überdimensional groß, vor allem mit Navi-Bildschirm in der Mitte aber nur mühsam ablesbar ist. Für die schnelle Tempokontrolle empfiehlt sich da der Blick auf die digitale Anzeige im Drehzahlmesser hinter dem Lenkrad. Qualitativ gibt der Innenraum keinen Anlass zu Klage, wenn man die Gestaltung, die Materialwahl und die - ergonomisch betrachtet - verbesserungsfähigen Schalter und Bedienelemente mag: Viel hartes Plastik, ein pizzagroßes Zentralinstrument sowie originelle, aber klein geratene Kippschalter. Mit einem von ihnen kann man die Farbstimmung der Innenbeleuchtung von rot bis blau regeln.

Keine Rückbank mehr

Im Fond ist nichts mehr, wie es einmal war. Weil die Rückbank schon beim normalen Mini kaum mehr ist als ein Alibi, wurde sie beim Coupé gleich ganz weggelassen, der so gewonnene Platz dem Kofferraum zugeschlagen.

Die Macher des Mini exerzieren vor, was man mit einer Baureihe alles anstellen kann und schneidern jeder Variante ihre besondere emotionale Attraktivität. Vielleicht gibt es ja demnächst dann das Mini-Coupé in einer Targa-Variante mit herausnehmbaren Dachhälften. Die nächste Neuheit ist jedenfalls schon programmiert: der Paceman, eine Art Miniaturversion des BMW X6. (dapd)