Am Niederrhein. . Immer mehr Niederrheiner bilden wegen der hohen Spritpreise Fahrgemeinschaften. Hochbetrieb herrscht auf den Pendlerparkplätzen an den Autobahnen. Die Internetseite mitpendler.de führt Suchende zusammen und bindet auch den öffentlichen Nahverkehr ein.

Es ist sechs Uhr in der Früh. Diesig liegt der Morgennebel auf den Feldern, die Sonne ist gerade am Horizont zu erahnen. Auf dem Parkplatz an der Auffahrt zur Autobahn 3 in Hünxe spielen sich eigenartige Szenen ab. An vielen Plätzen am Niederrhein ist es das gleiche Spiel. Es erinnert an „Bäumchen-wechsel-Dich“. Autos fahren auf den Parkplatz, Menschen steigen aus oder warten, setzen sich in andere Wagen und fahren los. Wegen der weiter steigenden Benzinpreise bilden immer mehr Niederrheiner Fahrgemeinschaften.

Michael Esser fährt schon lange mit. „Mein Kollege und ich machen das seit zwei Jahren. Bei den Spritpreisen heutzutage macht das für uns absolut Sinn bei den rund 30 Kilometern bis nach Essen.“ Die Rechnung, die Esser aufmacht, ist überzeugend. „Wir sparen im Monat gut 100 €. Das ist eine Menge Geld.“

Fahren und sparen

Für Lena Gollnick und Kristin Amerkamp ist die frühmorgendliche Fahrt von Wesel zur Berufsschule nach Duisburg schon ein witziges Treffen, auf das sich die beiden 20-Jährigen freuen. „Seit letztem August machen wir eine Ausbildung zur Augenoptikerin und fahren zusammen. Das sind 37 Kilometer, und gerade in der Lehre versucht man, Geld zu sparen.“ Dass das gemeinsame Fahren nicht nur beim Sparen hilft, sondern auch noch einen weiteren offensichtlichen Vorteil mit sich bringt, macht Hassan Karadeniz deutlich. Während der 34-Jährige seine beiden Kollegen zum Schweißerlehrgang nach Dorsten kutschiert, machen die es sich in den weichen Sitzen gemütlich, um ein Nickerchen zu machen. „Wir wechseln uns von Woche zu Woche ab. Also darf jeder mal länger schlafen“, erklärt Karadeniz.

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Annika Stein-Marciniak wartet auf einem Pendlerparkplatz an der A 57 bei Alpen auf ihre Kollegin. Gemeinsam fahren sie von hier nach Sonsbeck, um einen weiteren Kollegen abzuholen, mit dem sie an eine Klever Schule fahren. Obwohl der Unterricht um 8 Uhr beginnt, ist die Weselerin schon um 6.30 Uhr auf den Beinen und hinterm Steuer ihres roten Kleinwagens. „Ich muss vorher noch an den Kopierer.“ Der öffentliche Personennahverkehr ist für sie keine Alternative. „Ich bin keine Zugfreundin. Da kann ich mich nicht drauf verlassen.“

Sichere Sache

Obwohl die Autos tagsüber unbewacht auf dem Parkplatz stehen bleiben, sind die Pendlerparkplätze entlang der Autobahnen eine sichere Sache: „Wir machen das schon seit Jahren und es ist noch nie etwas passiert“, sagen Thomas Kunoth (27) und Florian Treichel (25). Die beiden Voerder müssen es wissen. Sie sind Polizisten und fahren zum Dienst nach Goch. Wir warten noch auf auf unsere Kollegen aus Moers, Duisburg und Essen, die wir hier treffen.

In diesem Augenblick kommt Andreas Rybaczonek angebrettert. „Ich dachte eigentlich, mein Kollege aus Rees wäre schon längst hier“, erzählt der Elektroinstallateur aus Kamp-Lintfort mit der extragroßen Waldbeerensaftpackung unter dem Arm und der Coladose in der Hand. Beide müssen heute noch nach Mönchengladbach und Viersen. Zwei Baustellen.

Auch der Verputzer Mehmet Koldamca aus Bocholt wartet hier auf seine Kolonne. Zur Zeit geht’s nach Solingen, nächste Woche woanders hin. „Dann machen wir einen neuen Treffpunkt aus“, sagt der 56-Jährige gleichmütig. Neue Woche, neuer Parkplatz.

Mitpendler in der Nähe finden

Auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit? Das Internetportal Mitpendler.de hilft NRW-weit bei der Vernetzung von Pendlern und Bildung von Fahrgemeinschaften. Interessierte können Angebote machen oder Anfragen aufgeben und binden dabei auch den öffentlichen Nahverkehr mit ein. Organisiert wird das Projekt vom VRR, den beteiligten Kreisen, Städten, Verkehrsverbunden und -unternehmen mit dem Ziel, die Straßen zu entlasten, Kosten zu sparen und die Umwelt zu schonen.

Noch ist das Angebot sehr ausbaufähig. Je mehr Pendler sich beim Portal registrieren, desto dichter wird das Netz der Angebote. Informationen gibt es auf www.mitpendler.de.