Las Vegas. . In den 80er-Jahren übertraf Wunderauto K.I.T.T. in der Fernsehserie Knight Rider die kühnsten technischen Erwartungen. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas zeigen Autohersteller Technologien, die meilenweitweit über K.I.T.T.S Fähigkeiten hinaus gehen. Ein Streifzug Richtung Zukunft.
"Ein Auto, ein Computer, ein Mann". Was das in den 80er-Jahren nur der legendäre K.I.T.T. aus der Fernsehserie "Knight Rider" konnte, lernt derzeit die breite Masse der Autos: ihren Fahrer verstehen, wenn er mit ihnen spricht. Und auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas zeigen die Hersteller nun Technologien, die noch weit darüber hinausgehen. Neben Sprache sollen die Wagen nach dem Willen der Ingenieure bald auch auf Gesten reagieren.
Dazu soll ständig das gesamte Wissen der Welt unterwegs verfügbar sein und der Fahrer nur dann steuern müssen, wenn er will. "Wir glauben, dass die Vernetzung ein Schlüsselelement der Zukunft sein wird", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche. Er will das Auto zum "digitalen Begleiter" machen: voll integriert ins Internet, sich ständig mit anderen Wagen austauschend. "Dieses Jahrzehnt wird das Auto voll mit seiner Umwelt vernetzen", glaubt auch der Chef von Audis Elektronik-Entwicklung, Ricky Hudi.
Bald soll so etwa schon einen Wink der Passagiere reichen, um bestimmte Funktionen zu steuern. Dafür arbeiten etwa Mercedes und Audi an Gesten-Steuerungen, mit denen Inhalte direkt auf der Frontscheibe eingeblendet und verschoben werden können. In Simulatoren zeigen beide Hersteller in Las Vegas, wie sich Fenster verschieben und dabei ihre Darstellung verändern.
Sogar Informationen zu Orten am Wegesrand könnten künftig auf Wunsch eingeblendet werden. Zwar ist das noch nicht serienreif, aber "die Technologie ist grundsätzlich schon verfügbar: die Kameras, die Mikrofone und die Algorithmen, die erkennen, welche Bedeutung die jeweiligen Bewegungen haben", sagt der Leiter der Produktinnovation in der Forschungsabteilung von Mercedes, Eike Böhm. Es müsse nur noch entschieden werden, was im Auto wirklich sinnvoll sei.
Das Auto als "digitaler Begleiter"
Dabei sind sich die auf der CES vertretenen Hersteller Audi, Ford, Mercedes und Kia offenbar im Punkt Sprachsteuerung einig. Nur wenige Tage nach der Motor Show in Detroit zeigen sie hier neue oder verfeinerte Systeme, mit denen sich etwa die Server des Kartendienstes Google Maps aufs Wort durchsuchen lassen. "Die Leute verbringen immer mehr Zeit online und zugleich verbringen sie immer mehr Zeit im Auto", sagt Mercedes-Entwickler Böhm. Deshalb sollten sie unterwegs möglichst genau so vernetzt sein wie zuhause.
Neuheiten auf Elektronikmesse
Die Technik soll dabei nicht nur der Unterhaltung dienen. Die vernetzten Dienste sollen etwa auch Unfälle und Staus vermeiden oder die Verbreitung von Elektroautos erleichtern, weil immer klar ist, wo die nächste Steckdose ist. Zentrales Accessoire ist dabei nicht wie im Film eine Armbanduhr, sondern das Smartphone. Über das Handy soll das Auto die Verbindung zum Internet halten, von dort soll es auch die Musik oder Apps des Fahrers verfügbar machen. Zudem will Audi möglichst bald den neuesten Mobilfunkstandard LTE ins Auto bringen. Die Technik dafür seit weitgehend fertig. "Wenn die Netzabdeckung hoch genug ist, werden wir es anbieten", sagt Hudi.
Die Elektronik könnte dabei zum Kaufargument werden, wie es etwa die Verfügbarkeit von Apps bei Smartphones ist. "Dem Hersteller, der die Elektronik möglichst elegant integriert, wird sicher auch von den Kunden positive Resonanz entgegen gebracht werden", glaubt Böhm. "Dabei müssen die Autos gar nicht unbedingt teurer werden, weil ja auch Hardware-Bausteine im Auto entfallen und Software durch großflächige Verbreitung verhältnismäßig günstig wird."
Es wird kooperiert
So verkündet Mercedes in Las Vegas, dass ihm der Internetkonzern Google künftig schon in der Entwicklungsphase Zugang zu neuen Kartendiensten gewähren wird. Und Audi gibt bekannt, künftig die neuesten Tegra-3-Chips von Nvidia verbauen zu wollen - auch um noch anspruchsvollere Grafiken im Auto darstellen zu können. Und auch untereinander arbeiten die Hersteller zusammen. So startet in wenigen Wochen ein Feldversuch, bei dem sich 200 Autos von Mercedes, aus dem Volkswagen-Konzern und von BMW 18 Monate gegenseitig mit Informationen über den Verkehr und den Straßenzustand versorgen sollen.
Ein Problem für die Ingenieure sind dabei die völlig unterschiedlichen Zyklen der IT- und der Autoindustrie. Während Apple etwa einmal im Jahr eine oft völlig neue Generation seines iPhones auf den Markt bringt, dauert die Entwicklung eines neuen Autos laut Zetsche etwa sieben Jahre. Um diese Zeitlücke zu überbrücken, setzen die Hersteller auf die "Cloud": Das Auto soll nicht mehr alle Daten an Bord haben, sondern sie ständig frisch direkt aus der dem Internet beziehen.
Straßenkarten etwa wären so nie veraltet und neue Anwendungen könnten ohne Besuch in der Werkstatt integriert werden. Was die Entwickler dem Fahrer aber nicht ganz abnehmen wollen, ist das Fahren - auch wenn das technisch bereits möglich wäre. Nur wenn er nicht selbst eingreifen will, etwa im Stau oder beim Einparken, soll das Auto die Regie übernehmen. "Wie im Flugzeug liegt die letzte Verantwortung beim Piloten", sagt Audi-Ingenieur Hudi. Schon Michael Knight fuhr schließlich am liebsten selbst, auch wenn er das eigentlich nicht musste. (dapd)